
Die Ocean ist in der Suunto Palette eine ganz besondere Uhr, sie ist nicht nur für Outdoor-Abenteuer gedacht, sondern dient auch als Tauchcomputer am Handgelenk. Eine Mischung, die aktuell sehr beliebt zu sein scheint, wie sich auch an einem Topmodell eines anderen Herstellers zeigt. Suunto verbindet bei der Ocean sein Knowhow als Sportuhrenhersteller mit der Erfahrung als Tauchcomputerhersteller. Wie die wenigsten wissen werden, haben die Finnen bereits 1987 den ersten Tauchcomputer auf den Markt gebracht. Ich habe mir die Ocean aber dennoch mehr als Outdooruhr angesehen, denn sie ist aktuell auch die leistungsstärkste der Finnen in diesem Bereich.
Der erste Eindruck
Die Ocean sieht auf den ersten Blick der Suunto Vertical sehr ähnlich. Also, sie hat keinen Drehknopf wie Race (Test) und Race S (Test) wie eine Kombination aus der Race und der Race S, sondern die drei seitlichen Knöpfe und den Touchscreen. Der ist bei der Ocean aber dann im Unterschied zur Vertical ein AMOLED-Display. In der Größe sind sie sich wieder ähnlich, die Ocean hat die Maße 49,9 x 49,9 x 13,2 mm bei 99 Gramm, die Vertical hat 49 x 49 x 13,6 mm bei 79 Gramm. Neben dem AMOLED-Display hat die Ocean auch das neue Menü-Design, die Kartennavigation und WLAN. Damit können die Karten kostenlos heruntergeladen werden. Man muss die Uhr nur an das Ladekabel anhängen. Die Ocean gibt es nur in einer Modellvariante mit Saphirglas und Edelstahl-Lünette-
Da es keine Vorgängerin der Ocean gibt, gibt es hier auch keinen Vergleich, was die Funktionen betrifft.

Die Funktionen
Auch wenn die Ocean umfangreiche Tauchfunktionen hat, beschränke ich mich in meinem Test auf jene Funktionen, die vor allem fürs Trailrunning, Biken und Skimo interessant sind. Inzwischen nicht mehr neu bei Suunto, aber trotzdem erwähnenswert, ist, dass die Ocean eine Kartennavigation hat, auf die ich unter „Konnektivität /App und Navigation“ genauer eingehen werde. Ebenfalls an Bord ist HFV/HRV, also die Herzfrequenzvariabilität. Das lässt Rückschlüsse auf Erholung und Fitness zu. Hier passt dann auch der neue Suunto Coach KI dazu. So zeigt die Uhr die Fitnessentwicklung an und es gibt eine genauere Information zur Erholung. Auch wurde der Uhr selbst ein Trainingsplaner hinzugefügt. Erst vor Kurzem ist ein weiteres Feature als SuuntoPlus-Funktion in Zusammenhang mit dem HFV dazu gekommen. Das sogenannte ZoneSense. Eine ganz neue Möglichkeit, das Training zu steuern und auszuwerten. Ich habe dieses Thema bereits ausführlich behandelt. Hier finden ihr den entsprechenden Link.
Das neue Menü ist endlich modern und intuitiv. Die Bedienung ist auch ohne den Drehknopf dank des nun sehr gut reagierenden Touchscreen sehr einfach. Die Bedienung ist damit um ein Vielfaches besser geworden als etwa noch bei der Race. Noch immer setzt Suunto auf die SuuntoPlus-Funktionen. Sie sind wie Apps, mit denen man unterschiedliche Funktionen hinzufügen kann. Inzwischen gibt es auch sehr viele davon. Man kann leider lediglich zwei SuuntoPlus-Funktionen gleichzeitig nutzen. Damit kann man zwar den Funktionsumfang der Uhr immer wieder erweitern, aber ich hätte die Funktionen lieber direkt integriert.

Sportmodi
Die bisherigen Suunto-Modelle punkten mit zahlreichen vorinstallierten Sportmodi – von Trailrunning über Mountainbiking bis Skitouren. Auch die neue Suunto Ocean bietet über 95 davon. Zusätzlich lassen sich eigene Sportmodi erstellen. Die Auswahl überzeugt, doch beim Anpassen gibt es Einschränkungen: Man kann nur vier Trainingsseiten einrichten, von denen eine für die Navigation reserviert ist. Es bleiben also drei Seiten zur freien Gestaltung. Ergänzend steht die SuuntoPlus-Funktion zur Verfügung, jedoch auch hier kann man nur zwei gleichzeitig nutzen. Eigene Sportmodi lassen sich unkompliziert über die inzwischen ausgezeichnete Suunto-App anpassen. Zusätzlich hat die Ocean noch die ganzen Tauchfunktionen.

Display und Akku
Kommen wir also zum neuen 1,43 Zoll-AMOLED-Display. Mit einer Auflösung von 466 x 466 Pixel bei 1000 Nits ist das Display super hell und knackig. Selbst wenn es wirklich sehr hell ist, und bei direkter Sonneneinstrahlung, ist das Display immer noch super ablesbar. Es gibt zwei Modi, Always-On oder gestenbasiert. Bei zweiterem benötigt die Uhr weniger, bei ersterem mehr Akku. Hier ist ein großer Unterschied zur Race S, die Batterielaufzeiten sind wesentlich länger. Suunto gibt eine Akkulaufzeit von 16 Tagen im Smartwatch-Modus und 26 Tage im nur Standby-Modus an, je nachdem, wie viel Sport man treibt.
Im Test komme ich an diese Angaben ziemlich heran, aber es ist halt immer davon abhängig, wie viel man die Smartwatch-Funktionen nutzt, also zum Beispiel wie viele Nachrichten man bekommt. In der Nacht gibt es einen eigenen Schlaf-Modus, damit sie nicht hell leuchtet. Neben dem Drehknopf und zwei Knöpfen kann man auch mit dem Touchscreen durch das Menü navigieren, das hervorragend funktioniert.
Suunto verspricht satte 50 Stunden Akkulaufzeit bei bester Satellitengenauigkeit und 200 Stunden im sogenannten Tour-Modus. Das sind schon recht ordentliche Werte. Diese Angaben bestätigten sich auch im Test. Natürlich hat auch die Ocean die schon bekannte intelligente Batteriesteuerung von Suunto. Man kann vor jedem Trainingsstart den Leistungsmodus der Uhr verändern oder auch beim jeweiligen Modus angepasst lassen. Das Ladekabel wurde beibehalten, es ist magnetisch.

SAT-Genauigkeit und OHR
Für viele sind das die wichtigsten und meistdiskutierten Punkte. Beginnen wir mit der Satellitengenauigkeit der Suunto Ocean. Wie die Race S nutzt sie ein Dualband-GNSS-System, das mehr Satelliten ansteuert und dadurch präziser wird. Das steigert die Genauigkeit erheblich. Im Vergleich zu den Garmin Multiband-Uhren, derzeit wohl die genauesten, hält die Suunto Ocean durchaus mit, was ich beeindruckend finde. Das verdankt sie der Handfertigung in Finnland, wo man die SAT-Antenne besonders präzise einfügt. Ja, die Ocean wird, wie die Race S, wieder in Finnland produziert.
Suunto hatte beim OHR bis zur Race große Schwierigkeiten. Die Daten stimmten einfach nicht. Zu viele Ausreißer, und besonders zu Beginn der Trainings war der Puls ungenau. Mit der Ocean und dem bereits aus der Race S bekannten neuen Sensor scheinen die Finnen das Problem gelöst zu haben. Die Daten sind nun deutlich besser, die Uhr eignet sich wirklich für OHR. Zwar entdeckte ich im Test noch einige kleine Ausreißer, doch sie waren bei weitem nicht mehr so gravierend. Trotzdem nutzte ich die Uhr oft mit dem Pulsgurt, da dieser für das neue ZoneSense erforderlich ist, was ich sehr interessant finde. Der Suunto-Brustgurt funktioniert hier ebenso wie andere aktuelle Brustgurte, etwa der Wahoo Trackr HR Monitor (Test).

Konnektivität /App und Navigation
Die Ocean bietet selbstverständlich Kartennavigation. Die Karten sind kostenlos und lassen sich über die App per WLAN auf die Ocean laden. Die Navigation funktioniert einwandfrei. Man hat die Wahl zwischen drei Karten: Hell, Dunkel und hoher Kontrast. Ich finde die „Hell“ am übersichtlichsten. Die Bedienung über Knöpfe und Touchscreen ist kinderleicht. Die Routen lädt man über die Suunto App, wo man sie auch planen kann. Zudem lässt sich die App mit Strava verbinden, sodass alle dort geplanten oder als Favoriten gespeicherten Strecken automatisch übertragen werden.
Die Suunto App hat sich stark verbessert und übertrifft für mich inzwischen Garmin und Polar. Sie ist übersichtlich, ästhetisch ansprechend und logisch aufgebaut, bietet einen optimalen Überblick über das Training. Sie analysiert das Training, ermöglicht Uhreinstellungen und zeigt vergangene Einheiten klar strukturiert. Auch das automatische Übertragen der Workouts klappt reibungslos. Besonders schätze ich den „Suunto Coach“, der exzellentes Feedback liefert.

Gesundheitsdaten
Ein Bereich, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und den Suunto nun ebenfalls abdeckt. Die Ocean bietet beispielsweise eine Schlafaufzeichnung. Ich kann deren Genauigkeit jedoch nicht beurteilen, da ich die Daten nicht verifizieren kann. Die Einschlaf- und Aufwachzeiten scheinen meist korrekt zu sein. Was mich stört: Die Uhr zieht Wachphasen von der Schlafdauer ab. So ergibt sich manchmal eine kurze Schlafzeit, obwohl ich das Gefühl habe, durchgeschlafen zu haben.
Hinzu kommt die nächtliche HFV-Aufzeichnung, die für Sportler spannend ist. Sie verrät viel über Erholung und Fitness. Außerdem lässt sich damit erkennen, ob sich eine Krankheit oder ein Infekt anbahnt, sodass man das Training entsprechend anpassen oder pausieren kann. Mit der Ocean hält Suunto hier mit der Konkurrenz Schritt; die Daten weichen nur minimal voneinander ab.
Pro&Contra
Pro: Super AMOLED-Display, gute Navigation, viel Akku, robust, ausgesprochen sauber verarbeitet
Contra: Einschränkung durch SuuntoPlus-Apps statt integrierter Funktionen, hochpreisig

Fazit Suunto Ocean
Nach wie vor ist die Race S für mich die aktuell beste Suunto Uhr. Das ändert sich auch mit der Ocean nicht, obwohl sie ziemlich ähnlich sind. So hat auch sie den neuen, zuverlässigeren OHR-Sensor und das brillante und helle AMOLED-Display. Der ganz große Unterschied, abgesehen von den Tauchfunktionen, ist die Akkulaufzeit der Ocean. Die bis zu 200 Stunden sind schon stark und auch die 50 Stunden mit allen Systemen und Multiband sind üppig und für die allermeisten Nutzer ausreichend. Dazu kommt ein schönes, übersichtliches Menü-Design, dann die sehr einfache Bedienung über die drei Knöpfe und den Touchscreen, eine einwandfreie Navigation und genaue SATWerte. Hier kann Suunto inzwischen wieder mithalten. Obendrauf kommt noch die hervorragende Suunto App.
Über die Verarbeitung der Uhr braucht man ohnehin nicht zu sprechen, sie ist bei Suunto außergewöhnlich gut und kommt dieses Mal auch wieder aus Finnland. Leider gibt’s immer noch diese „Krücken“, die SuuntoPlus-Funktionen. Das ist nicht mehr zeitgemäß, die sollten integriert sein. Das ist aber auch wirklich der einzige Kritikpunkt, der noch übriggeblieben ist. Mit einem Preis von € 799,- ist sie aktuell die teuerste Suunto am Markt. Wenn man sie mit der Fenix 8 von Garmin, die ebenfalls Tauchfunktionen hat, vergleicht, ist sie aber immer noch € 500,- günstiger. Das ist schon auch eine Ansage. Die Ocean ist für alle, die mit einer Race S liebäugeln, aber denen der Akku da zu klein ist, eine sehr spannende Option und voll als Ultra-Uhr tauglich.
„Die Ocean von Suunto ist eine hervorragend verarbeitete Sportuhr mit großem Akku, einem großen Funktionsumfang und einem starken Preis, selbst wenn man die Tauchfunktionen nicht braucht.“
Herstellerdetails
Mehr Infos zur Suunto Ocean findet ihr hier




Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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