Garmin setzt mit der Enduro-Serie vor allem auf eine besonders lange Akkulaufzeit. Bei der Enduro 3 legen die Amerikaner noch mal drauf und versprechen über 320! Stunden Akku bei GPS-Nutzung. Das ist definitiv eine Ansage. Aber die Enduro 3 wurde insgesamt aufgewertet und im Preis deutlich gesenkt. Damit mausert sich damit zum echten Fenix 8 Konkurrenten.
Der erste Eindruck
Die neue Garmin Enduro 3 übernimmt im Großen und Ganzen alle Funktionen der bestehenden Fenix 7X Pro (Test) und vereint sie mit der neuen Benutzeroberfläche der neuen Fenix 8 und den meisten Softwarefunktionen. Überarbeitet wurde auch das Solardisplay, es soll nun 120 % leistungsstärker sein und das Display ist zudem klarer geworden als bei der Vorgängerin der Enduro 2 (Test) sein. Optisch bleibt die 3er der Enduro-Linie treu, sie ist am gelb eingerahmten Startknopf und einem gelben Ring an der Lünette zu erkennen.
Ich muss ehrlich sagen, dass die Enduro 3 durch die dünnere Lünette super aussieht, für meinen Geschmack deutlich sexyer als die Fenix 8. Ansonsten setzt Garmin auf ein erprobtes Design mit den fünf typischen Knöpfen, Quick Fit-Armbändern und natürlich Touchscreen. Zudem ist die Taschenlampe am oberen Ende des Gehäuses integriert. Die Maße sind ansonsten mit 51 x 51 x 15,7 mm gleichgeblieben. Dafür hat sie aber abgespeckt, sie wiegt nun 63 Gramm (Enduro 2: 70 Gramm). Gleich geblieben ist das beliebte Nylonband. Und die wohl spannendste Neuerung, sie ist deutlich günstiger geworden. Ja, richtig gelesen, sie kostet nun Listenpreis € 899,- statt € 1099,- (Enduro 2).
Die Neuerungen zum Vorgänger
Gegenüber der Vorgängerin hat sich einiges geändert. Die Liste ist lang, aber ich habe sie etwas zusammengekürzt. Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Neuerungen im Überblick:
– Neuer optischer HR-Sensor Garmin Elevate Gen5
– Mehr Akkulaufzeit
– Neue Solartechnologie
– Klareres Display
– Neue Benutzeroberfläche
– Schnellzugriffsfunktion zum Entsperren des Touchdisplays hinzugefügt
– „Aktive Navigation“
– Dynamische Hin- und Rückroutenplanung
– Distanzerinnerung „Ziel festlegen“ hinzugefügt
– Neuer Zifferblatt-Editor
– Fokusmodi hinzugefügt
– Benachrichtigungscenter überarbeitet
Die Funktionen
Wie immer sind diese viel zu umfangreich, um sie alle aufzuzählen, ich beschränke mich also auf die aus meiner Sicht wichtigsten. Eine vollständige Aufstellung findet ihr auf der Produktseite der Garmin Enduro 3 hier. Ich konzentriere mich auf die Funktionen fürs Trailrunning, Biken und Skibergsteigen. Alle drei Sportarten sind als eigene Sportmodi einprogrammiert.
Besonders herausragend ist bei der Enduro 3 sicher die Akkulaufzeit mit 320 Stunden im GPS-Modus. Das ist auf jeden Fall eine Ansage. Diese lange Laufzeit wird nicht zuletzt durch Solartechnik möglich. Sie ist mit einem Ring um das Display eingebaut. Natürlich gibt es auch einen eigenen Ultra-Sportmodus, der ist aber auch bei der Fenix 8 zu finden. Spannend für Trailrunner finde ich die PacePro- und die ClimbPro-Funktionen. Auch schon von der Fenix7Pro/Epix Pro bekannt. PacePro plant dein Tempo etwa bei Rennen und das ClimbPro zeigt dir genau, wie lange der Anstieg noch ist und wie steil, wie viele HM usw. Das finde ich extrem praktisch.
Hervorheben möchte ich auch noch die neue Benutzeroberfläche, die ist nun endlich wieder State-of-the-Art. Das macht das Menü etwas übersichtlicher, was nicht ganz einfach ist. Durch die vielen Funktionen der Uhr, ist es nicht immer ganz leicht alles im Menü zu finden. Es gibt allerdings die Möglichkeit Shortcuts zu setzen oder auch das Menü auf sich anzupassen. Das geht auch über das Handy, was die Sache erleichtert. Eine tolle Funktion ist auch, dass man die Schriftgröße anpassen kann. Vor allem für Menschen mit Seeschwäche eine enorme Hilfe. Was sie im Vergleich zur Fenix 8 nicht hat, ist ein AMOLED-Display, die Enduro 3 bleibt dem MIPS-Display treu, dann fehlen noch Mikrofon und Lautsprecher und auch die Tauchfunktionen.
Display und Akku
Wie gesagt, das Solardisplay wurde überarbeitet. Die Solarzelle am Rand wurde ein wenig breiter, dafür wurde die Solarzelle über das Display entfernt. Das erhöht den Kontrast. Das Display misst 1,4 Zoll und hat eine Auflösung von 280 x 280 Pixel. Bekannt ist schon die sehr gut funktionierende Touch-Funktion, welche auch bei Regen und Kälte echt gut funktioniert. So bietet die Enduro 3 im Smart-Modus bis zu 36 Tage Laufzeit, mit Solar 90 Tage. Im Sportmodus kommt es drauf an was man alles nutzt, aber im Multiband-Modus mit allen Satellitensystemen sind es bis 90 Stunden und das ist im Test hochgerechnet wirklich realistisch.
Wenn man nur GPS verwendet, hält die Enduro 3 bis zu 320 Stunden. Mit Solarladung heißt, es wird von einer ganztägigen Tragezeit mit einem Aufenthalt von 3 Stunden im Freien bei 50.000 Lux ausgegangen. Das ist nicht extrem viel, aber wohl auch nicht immer möglich. Aber egal, denn auch ohne Solar bietet sie im GPS-Modus satte 120 Stunden. Man ist mit der Enduro also wohl für die meisten Ultras gerüstet, denn ein bissl Sonne scheint über die Tage meist doch und die Effizienz der Solarzelle ist wirklich gut.
SAT und OHR
Ich würde sagen, in diesen Bereichen ist Garmin seit Jahren branchenführend und das gilt auch für die Enduro 3. Es gibt keine groben Schnitzer oder Ausreißer mehr. Dass die Linie nicht immer 100 % auf dem Satellitenbild liegt, hat systembedingte Gründe, aber liegt nicht daran, dass die Uhr falsch misst. Inzwischen kann ich sogar fast immer genau sagen, ob die Uhr an der linken oder rechten Hand war. Also die Genauigkeit ist super. Hervorzuheben ist bei der Pro allerdings die automatische Multiband-Funktion. Diese verwendet mehrere Satellitensysteme, und zwar ganz automatisch. Das spart zum einen Akku und sorgt für mehr Genauigkeit, ohne das man selbst bei jedem Sport was umstellen muss.
Die Pulsmessung am Handgelenk liefert bei der Enduro 3 wirklich sehr gute Werte. Selbst bei Intervallen (wenn sie nicht zu kurz sind) sind die Daten für Amateure brauchbar. Im Vergleich mit einem Pulsgurt ergeben sich beim Grundlagentraining gar keine Abweichungen mehr. Der V5 Sensor ist sehr gut. Das trifft auch für Fahrtenspiele usw. zu. Zum normalen Training verwende ich inzwischen keinen Gurt mehr, nur noch für die Tests. Falls es wer aber wirklich 100 % genau, auch bei kurzen Sprints, haben will, der kommt um den Brustgurt nicht herum. Alle anderen werden mit dem neuen Gen5 OHR locker auskommen.
Konnektivität und App
Hier braucht man nicht mehr viel sagen. Die Konnektivität der Enduro 3 ist wie von allen Garmin bekannt sehr gut. Sie lässt sich mit nahezu allen Sensoren über ANT+ oder Bluetooth verbinden. Auch die Verbindung mit dem Handy ist super einfach herzustellen und absolut stabil. Die Connect App am Handy ist über die Jahre auch viel besser geworden und ist nun sehr übersichtlich und funktionell. Man kann das Training sowohl auf der App auswerten als auch online mit dem PC. Hier ist es dann noch übersichtlicher. Das man seit der Fenix 7 auch die Sportmodi und die Einstellungen der Uhr in Echtzeit am Handy programmieren kann, erleichtert das Personalisieren der Sportmodi enorm.
Navigation
Eines meiner Lieblingsthemen bei Garmin. Hatte sich Garmin bei der ersten Enduro noch die Kartennavigation gespart, ist sie bei der 3er nun selbstverständlich. Bei der Navigation gibt es also nix Neues, nur Altbekanntes wie Abbiegehinweise, dann das Climb Pro 2 welches bei einer einprogrammierten Route zeigt, wo im An- bzw. Abstieg man gerade ist, wie viele Hm es noch sind usw. Ebenfalls mit dabei ist, dass man spezielle Punkte einprogrammieren kann, wie etwa eine Labestation bei einem Rennen und die Uhr dann zeigt, wie weit es dorthin noch ist. Es handelt sich hier übrigens um Offline-Karten, das heißt die Uhr kann eigenständig rerouten. In Sachen Navigation gibt es derzeit definitiv keine besseren Uhren als die von Garmin.
Bodymetrics
Ein Punkt, der aus meiner Sicht immer spannender wird, sind die Gesundheitsdaten. Hier ist Garmin noch immer etwas vorne. Neben den ganzen Sportfunktionen kann man auch seinen Körper überwachen lassen und damit das Training verbessern. Die Funktionen reichen vom PulsOx, also der Blutsauerstoffmessung (ganztägig oder nur im Schlaf), der Schlafanalyse mit Sleepscore, der Stresserkennung, Anzeige der Atemfrequenz, einer Health Snapshot-Funktion und der Body-Batterie. Das ermöglicht einen sehr guten Einblick in den eigenen Körper und ich beschäftige mich immer mehr damit. Die Daten der Enduro 3 stimmen meist mit dem Gefühl überein bzw. bestätigen es.
Pro&Contra
Pro: Riesige Akkulaufzeit, geringes Gewicht für die Größe, starkes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra: Das MIPS-Display bringt weniger Kontrast, aber mehr Akkulaufzeit
Fazit Garmin Enduro 3
Garmin überrascht mich mit der aktuellen Enduro 3 sehr. Nicht nur, dass sie nun im Funktionsumfang fast der Fenix 8 gleichkommt, sie ist auch noch billiger als die Fenix 8 und sogar billiger als die Vorgängerin geworden. Die Akkulaufzeit wurde durch die überarbeitete Solarzelle verbessert und auch das Display ein wenig knackiger. Dazu kommt noch das mit 63 Gramm geringe Gewicht für eine Uhr in der Größe. Auch optisch finde ich sexier als die Fenix. Das liegt vor allem an der sehr schmalen Lünette. Bei den Funktionen ist sie mit der Fenix 7 Pro gleichzusetzen, was nicht viel weniger ist als bei der Fenix 8. Abgesehen von den Tauchfunktionen und Mikrofon/Lautsprecher. Der OHR liefert gute Daten und in Sachen Satellitenempfang ist Garmin derzeit nicht zu schlagen.
Also, ist die Enduro 3 ein Fenix-Killer? Gute Frage, und ich denke, man muss sie mit „Ja, aber“ beantworten. Wenn man Funktion und Preis gegenüberstellt, dann noch das Gewicht dazu rechnet dann wird’s echt dünn für die aktuelle Fenix 8. Denn ob man nun Tauchfunktionen bei einer Outdoor-Uhr braucht, sei dahingestellt, da es ja schon eine sehr gute Tauchuhr mit Outdoor-Funktionen von Garmin gibt. Und Mikrofon und Lautsprecher sind vielleicht nice-to-have, aber kein Kaufargument aus meiner Sicht. Die langsame Sprachsteuerung ist das auch nicht. Wenn ich dann noch sehe, dass die Fenix 8 Solar 51 mm mit € 1199,- satte 300 Euro mehr kostet als die Enduro 3, wird’s schon dünn für die Fenix. Ok, es gibt die Enduro nur als großes 51 mm-Modell, also leider nicht für schmale Frauenhände und es gibt kein AMOLED-Display. Für viele wird das verschmerzbar sein.
Herstellerdetails
Mehr Infos zur Garmin Enduro 3 findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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