LTE am Handgelenk? Ja, Garmin hat seine Forerunner 945 schon vor einer Weile auch mit LTE ausgestattet und nun gibt es diese Funktion auch endlich in Österreich. Ich habe mir also gleich die neue Forerunner 945 LTE zum Testen schicken lassen und mir angeschaut, welchen Nutzen es hat, wenn die Uhr mit dem Handynetz verbunden ist.
Der erste Eindruck
Ja, es ist nicht die von vielen schon erhoffte Forerunner 955, aber einfach nur eine Forerunner 945 mit LTE ist die Uhr auch nicht. Garmin hat gegenüber der originalen 945 doch einiges geändert. Das sieht man schon am Äußeren. Das Gehäuse ist ein wenig kleiner geworden und auch sonst sieht sie leicht verändert aus. Die Verarbeitung ist wie immer sauber und Garmin setzt bei der Forerunner 945 LTE weiter auf die Bedienung über 5 Knöpfe. Wer schon eine Garmin hatte, wird sich also blind zurechtfinden. Ansonsten ist die Bedienung sehr logisch aufgebaut und man findet leicht rein. Besonders auffällig ist, dass sich über die Jahre viel an der Optik des Menüs geändert hat. Sehr zum Positiven, wie ich finde.
Quick-Fit-Armbänder wie bei der Fenix Serie gibt es leider keine. Das Armband ist aber weich und angenehm zu tragen. Die Funktionen sind mit jenen der Fenix-Reihe (Test) nahezu gleich, der größte Unterschied ist das Gehäuse, welche bei der Forerunner 945 LTE deutlich kleiner und weniger robust ist. So gibt es auch kein Saphire-Glas, aber dafür ein Gorilla-Glas. Das Display ist 1,2 Zoll groß und hat eine Auflösung von 240×240 und ist schön kontrastreich.
Die Funktionen
Die Funktionsliste ist wieder sehr groß und ich lege hier keinen Wert auf Vollständigkeit. Ich picke mir die aus meiner Sicht spannendsten Funktionen für Trailrunner, Biker rund Skitourengeher raus. Schauen wir uns erst mal die Neuheiten im Vergleich zur normalen Forerunner 945 an. Das beginnt beim LTE, den Punkt behandle ich weiter unten in einem eigenen Absatz. Es wurde ein neuer optischer Herzfrequenzsensor verbaut, der Gen. 4. Die Uhr ist 2 mm kleiner im Durchmesser als die normale 945 und etwas dünner. Es gibt eine neue automatisierte Intervallkategorisierung und ein neues Intervallkonzept namens „offene Wiederholungen“. Und mittels eines „Keyboards“ können Nachrichten geschrieben werden. Zumindest halt sehr kurze.
Schon bekannt von der Forerunner 945 und anderen Garmin Uhren sind zum Beispiel die täglichen Trainingsvorschläge, die auf der von der Uhr errechnete Fitness vorgeschlagen werden. Natürlich ist auch der Garmin Coach mit an Bord, hier kann man Trainingspläne auf die Uhr laden. Das geht auch mit Training-Peaks. Manche Trainings sind sogar animiert. Um das Training besser zu analysieren, gibt’s den „Trainingseffekt“ auf der Uhr und einen Erholungstratgeber. Es gibt auch einen eigenen Sportmodus für die Laufbahn, um die 400m Runden genauer messen zu können. Natürlich ist auch die Pace pro-Funktion dabei, sie hilft bei einem Rennen, das Tempo zu halten. Besonders lässig finde ich nach wie vor das ClimbPro. Hier zeigt die Uhr bei einem vorgeplanten Track die Details zu An- und Abstiegen, wo man sich genau befindet, wie lange er noch ist und wie steil.
Natürlich gibt es auch die Radfunktionen, hier kann man ein Watt-Messpedal koppeln und es gibt auch verschiedene Dynamikwerte. Super finde ich auch den Skimo-Modus. Des weitern misst die Uhr auch die Blutsauerstoffwerte, den Stresslevel und für Frauen gibt es einen Menstruationstracker. Dass man mit der Uhr auch bezahlen kann und Musik auf der Uhr speichern kann, sind zusätzliche Features. Vor allem die Bezahlfunktion finde ich sehr praktisch.
Sportmodi
Insgesamt sind auf der Forerunner 945 LTE jede Menge verschiedene Sportmodi bereits programmiert, hier findet wirklich fast jeder seinen Sport. Das reicht vom Laufen, Trailrunning über Krafttraining und Mountainbike bis hin zu Yoga. Die Sportmodi sind zwar vorprogrammiert, man kann aber trotzdem die Anzeige individuell gestalten. Hier kann man wirklich seinen Wünschen freien Lauf lassen und die Seiten so programmieren, wie man möchte. Das besonders Coole: Das kann man sogar noch unter dem laufenden Training machen, wenn einem ein spezielles Datenfeld fehlt, dann einfach in die Einstellungen, einprogrammieren und schon geht’s weiter. Hier ist Garmin wirklich extrem flexibel.
LTE
Kommen wir nun zum LTE. Also eins vorweg, die Forerunner 945 LTE ist keine Smartwatch, mit der man nun auch telefonieren kann oder so. Garmin hat sich vor allem auf den Nutzen der Netzverbindung beim Sport konzentriert. Das Wichtigste ist hier die Sicherheit. Schon jetzt haben viele Garmin Uhren die Notfallhilfe unterstütz, dazu war aber immer ein Handy notwendig, das man dabeihaben musst. Das braucht es mit der neuen LTE-Uhr nicht mehr. Die Uhr loggt sich selbstständig bei Bedarf in das Netz ein und hält so die Verbindung. Dazu braucht man allerdings einen Betreibervertrag. Den kann man direkt über die Garmin Connect-App abschließen. Die monatlichen Kosten liegen zwischen 6,99 Euro und 7,99 Euro, je nach Bindung.
Nun kann man neben der Notfallhilfe in Deutschland und der Schweiz auch die „Assitence Plus“ nutzen. Die Uhr kann automatisch deinen Namen und deine Position an das Garmin IERCC senden, eine professionelle, rund um die Uhr besetzte Zentrale für die Notfalldienstkoordinierung, die sich mit Rettungsdiensten oder anderen in Verbindung setzen und mit ihnen koordinieren kann, um Hilfe bereitzustellen. Auch beim Livetracking ermöglicht das LTE coole Funktionen. Auch hier braucht man also kein Handy mehr dabeihaben. Neben dem Tracking gibt’s aber auch die Möglichkeit, dass dir Familie und Freunde Nachrichten auf die Uhr schicken können. Etwa zum Anfeuern bei einem Rennen. Ich finde beides sehr coole Features, ob man das braucht, ist aber wohl jedem selbst überlassen.
Display und Akku
Das Display bei der Forerunner ist wie schon gesagt mit einem Gorilla-Glas versehen. Die Displaygröße ist 1,2 Zoll mit 240×240 Auflösung und ist meistens gut ablesbar. Bei Bedarf kann man das Display invertieren, das erhöht den ansonsten guten Kontrast noch etwas. Wie bei allen Garmin Uhren kann man das Watchface über die Connect-App neu gestalten. Damit kann man sich alle Informationen, die man im Alltag auf der Uhr haben will, anzeigen lassen.
Die Akkulaufzeit wurde zur normalen 945 ein wenig verbessert, ist aber sehr davon abhängig, was man alles nutzt. Im GPS-Modus mit LTE-Livetrack und Musikwiedergabe hält der Akku realistische 7 Stunden. Das ist nicht so viel, aber besonders die Musikwiedergabe saugt sehr am Akku. Lässt man die weg, also nur GPS und LTE aktiv, dann hält die Uhr schon 10 Stunden. Ohne LTE dann 12 Stunden und in der Smartwatch-Funktion zwei Wochen. Also kein sonderlich üppiger Akku, aber für alle die nicht unbedingt Ultra-Ambitionen haben wohl ausreichend.
GPS und OHR
Wann ist genau auch genau? Also das Thema GPS spaltet wie kaum ein anderes bei den Sportuhren. Ich bin der Meinung, dass leichte Abweichungen ok sind, dass das GPS für private Nutzer an sich schon nicht 100% genau ist und es von vielen Faktoren abhängig ist, wie genau der Track aufgezeichnet wurde. Hier gibt sich die Forerunner 945 LTE keine sonderlich große Blöße. Die Ausreißer, bei denen der Track wirklich weit daneben liegt, kommen kaum vor. Im Wald, an Felsen und in Häuserschluchten findet man sie etwas öfter. Ich finde sogar, dass die Uhr wirklich eine sehr gute GPS-Performance abliefert.
Ein ähnliches Bild zeigt die Uhr auch beim OHR, also bei der optischen Pulsmessung am Handgelenk. Systembedingt ist der immer etwas verzögert, aber trotzdem zeigt der neue OHR-Sensor, dass sich in diesem Bereich etwas getan hat. Ich finde, dass die Daten immer besser werden. Ausreißer gibt es kaum mehr und die Reaktion wird besser. Dennoch, wer das Leistungspotential der Uhr ausschöpfen möchte, sollte einen HF-Gurt dazu nehmen, wie etwa den HRM Pro (Test) von Garmin oder den H10 von Polar (Test).
Konnektivität und App
Hier braucht man nicht mehr viel sagen. Die Konnektivität der Forerunner 945 LTE ist wie von allen Garmin Uhren ausgezeichnet. Man verbindet sie einmal mit dem Handy und dann funktioniert das Ganze. In der ganzen Testzeit hatte ich keine Abbrüche oder sonstiges. Auch die Übertragung der Trainingsdaten funktioniert schnell und ohne mein Zutun. Die Uhr verfügt über einfache Smartwatch-Funktionen wie die Anzeige von Nachrichten und Anrufen, das Abspielen und Steuern von Musik und eine Bezahlfunktion. Die App hat sich über die Jahre sehr gut entwickelt und man kann das Training bereits am Handy sehr gut analysieren.
Und wie schon beim OHR erwähnt, ist die Forerunner 945 LTE recht kommunikativ. Sie verbindet sich mit allen möglichen Trainingsgräten wie Heimtrainern, Pulsgurten und sogar mit dem Stryd-Sensor zur Wattmessung beim Laufen. Hier kann man auch den notwendigen Sportmodus installieren und dann Leistungsgesteuert trainieren. In dieser Preisklasse schon echt eine super Sache. Strukturiertes Training kann die Uhr selber vorschlagen, ihr könnt es in Garmin Connect selber planen oder von Plattformen wie TrainingPeaks automatisch rüber holen lassen. Ja, so einfach könnte es gehen.
Navigation
Keine Frage, die Navigation ist eine der Stärken von Garmin. Schon seit Jahren bietet das Unternehmen die Navigation mittels Karte an und das ist sehr hilfreich, wie ich finde. Man kann so viel besser navigieren und etwa auf Änderungen, weil etwa ein Weg überraschend gesperrt ist reagieren. Die Tracks lassen sich leicht mittels Connect-App aufspielen und dann kann man der Route folgen. Hier gibt es verschiedenen Optionen, sogar Abzweigehinweise wie beim Auto-Navi sind möglich. Die Forerunner 945 LTE bietet hier dieselben Funktionen wie die Fenix 6 Pro-Serie. Zur Navigation zählt auch wie schon erwähnt die ClimbPro Funktion, die ich wirklich ausgesprochen nützlich finde. Man kann sich aber auch Rundkurse von der Uhr planen lassen, wenn man in einer fremden Stadt ist, zum Beispiel. Neben GPS wird auch Glonass und Galileo unterstützt. In Sachen Navigation ist die Forerunner 945 LTE wirklich stark.
Pro&Contra
Pro: Einfach zu bedienen, guter OHR-Sensor, gute Navigation, große Funktionsvielfalt, genauer GPS
Contra: nicht ganz günstig, mittelmäßige Akkulaufzeit
Fazit Garmin Forerunner 945 LTE
Mit der Forerunner 945 LTE bringt Garmin einen Fast-Nachfolger und eine Fast-955 auf den Markt. Es ist vermutlich nicht die ganz große Neuheit, die sich die Garmin-Fans erhofft haten. Aber auf jeden Fall ein gelungene Produktpflege. Schon die normale Forerunner 945 (Test) war für mich eine der der besten Sportuhren am Markt. Sie ist nicht so groß wie die Fenix-Serie und damit schön handlich und alltagstauglich. Die Features können mit der Fenix-Serie mithalten und sind so umfangreich, dass niemand die Funktionsvielfalt komplett ausschöpfen könnte. Aber damit ist auch für jeden das richtige dabei. Spontan fällt mir nicht mehr wirklich was ein, was der Uhr fehl. Ja sie ist nicht ganz so robust wie die Fenix, aber wer nicht am Felsen unterwegs ist, wird auch die 945 kaum schrotten können.
Das LTE ist ein nettes Feature, ob man dafür monatlich 7 Euro zahlen will, ist die Frage. Denn den Notfallassistenten kann ich auch mit anderen Garmin Uhren nutzen, wenn ich das Handy mithabe und die Benachrichtigungen sind zwar lustig, aber für mich kein kaufentscheidender Punkt. Das LTE hat also eine recht schmale Zielgruppe finde ich. Leute, die gerne ohne Handy laufen und auf Nummer sicher gehen wollen.
Alles zusammen ist die Forerunner 945 LTE wieder eine sehr gelungene, leichte und handliche Sportuhr, die alles kann, was das Sportlerherz wünscht.
Empfehlung: Vor allem für Läufer und Trailrunner, die eine leichte Uhr suchen und nicht unbedingt einen riesigen Akku brauchen.
Herstellerdetails
Mehr Infos zur Garmin Forerunner 945 LTE findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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