Polar ist wieder zurück im Match der Top-Sportuhren. Die neue Generation haben sie auf der Straße bereits mit der Vantage eingeläutet, mit der Grit X sind sie dann in den Outdoorbereich eingestiegen. Inzwischen hat die Vantage mit der V2 ein Upgrade erhalten und nun war es bei der Grit X so weit. Die Finnen haben die neue Grit X Pro gelauncht. So soll aber nicht der Nachfolger der Grit X sein, sondern die Top-Version der Grit-Serie.
Der erste Eindruck
Optisch unterschiedet sich die Grit X Pro doch deutlich von der normalen Grit X (Test). Am auffälligsten ist die neue Lünette der Grit X Pro und weniger auffällig, aber dafür beim Tragen ein großer Unterschied, ist das neue FKM Uhrband. Es ist super weich und flexibel und kann auch einfach ausgetauscht werden. Die großen Änderungen fanden im Inneren der Uhr statt, besser gesagt bei der Software. So hat Polar der Grit X Pro neue Dashboards spendiert, die sich vor allem an Outdoorsportler richten, so gibt es ein Tageslicht-Dashboard mit Sonnenauf- und untergangszeiten sowie ein Höhenmesser- und Kompass-Dashboard.
Die Grit X Pro gibt es in einer „Standard-Version“ und der Titan-Version. Die Standard Grit X Pro wiegt 79 Gramm, die Titan mit Lederarmband 53 Gramm und mit FKM Band 73 Gramm. Ich hatte die Titan-Version im Test. Bedient wird die Grit X Pro wir auch ihre Polar Geschwister Vantage V (Test) und V2 (Test) über fünf Knöpfe und einen 1,2 Zoll Touchscreen. Der arbeitet aber nicht in den Sport-Modi, damit man nichts versehentlich drücken kann. Die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt, und sind mit einer rauen Oberfläche versehen. Natürlich gibt’s auch eine Tastensperre. Eine Besonderheit der Grit X Pro ist auch, dass sie mit einem Sapphire-Glas ausgestattet ist und den Militärstandards entspricht und damit wirklich extrem robust ist. Generell wirkt die Uhr sehr wertig. Sie soll auch nicht die normale Grit X ablösen, sondern ist das Topmodell der Grit X-Serie.
Die Funktionen
Besonders spannend bei so einer Uhr sind natürlich die Funktionen, die wie immer äußerst umfangreich sind. Sie reichen vom optischen Pulssensor, der Akkulaufzeit bis 40 Stunden, GPS/GLONASS/Galileo/QZSS, Training Load-Pro, welches die Belastung der letzten Tage anzeigt, Recovery Pro, welches ein Erholungsfeedback gibt, Schlafaufzeichnung mit Nightly Recharge, also der Schlafauswertung, über die Hill Splitter, welche die An- und Abstiege anzeigen, Fit-Spark mit Trainingsvorschlägen und -anleitungen, Strava Live-Segmente, Laufprogrammen bis hin zu Schwimmmetriken, über 130 Sportprofilen, angeleiteten Atemübungen und dem Running-Index mit einer Einschätzung über den VO2max. Besonders spannend finde ich auch die Leistungsmessung direkt am Handgelenk. Natürlich kann man über die Wattmessung beim Laufen diskutieren. Grundsätzlich finde ich sie für uns Trailrunner aber sehr spannend.
Aber was ist nun der Unterschied zur normalen Grit X in Sachen Software, außer der beiden neuen Dashboards. Die Liste ist wirklich umfangreich und reicht von der Musiksteuerung (kein Speicher), Laufleistungstest, neues Routing mit Komoot, Herzfrequenz-Broadcasting, Laufleistung-basierte Trainingsziele, der Option die Uhr ausschalten zu können über neue Trainingsseite mit Höhenprofil einer Route, einer “Back to Start”-Routenoptionen, Laden von Routen während eines Trainings, Ändern der Hintergrundbeleuchtung bis hin zu der Möglichkeit, die Uhr nun auch ausschalten zu können.
Sportmodi
Insgesamt sind an die 130 verschiedene Sportmodi bereits auf der Uhr programmiert, hier findet wirklich fast jeder seinen Sport. Das reicht vom Laufen, Geländelauf über Krafttraining und Mountainbike bis hin zu Yoga. Die Sportmodi sind zwar vorprogrammiert, man kann aber trotzdem die Anzeige individuell gestalten. Bis zu sechs verschiedene Datenfelder können zeitgleich angezeigt werden. Dazu kommen noch vorprogrammierte Trainingsseiten wie die Höhe, An- und Abstieg, Pulsbereiche, Uhrzeit und Dauer und Musiksteuerung. Das ist übersichtlich, aber für viele wohl auseichend. Die Anzeigen können auch bei der Grit X Pro nur über die Polar Flow App am Handy umprogrammiert werden, auf der Uhr selbst geht da nix. Dann gibt es noch Anzeigen, die automatisch dazukommen, etwa bei der Navigation. Natürlich gibt es auch Multisport-Modi, die man auch selbst mit anderen Sportarten erstellen kann.
Display und Akku
Das Display ist dasselbe wie bei der normalen Grit X, eben nur mit dem Unterschied das Sapphire-Glases. Gefühlt wirkt es dadurch aber etwas knackiger. Hilfreich ist auch, dass die Uhr automatisch erkennt, wann sie wie viel Licht braucht. Der Touchscreen ist angenehm zu bedienen, auch mit Touchscreen-täglichen Handschuhen. Im Sportmodus ist er deaktiviert und kann somit kein Eigenleben entwickeln. Die Displaygröße ist 1,2 Zoll mit 240×240 Auflösung und ist meistens gut ablesbar. Leider kann man die Anzeige aber nicht invertieren, also der Hintergrund ist immer dunkel gehalten.
Beim Akku kann Polar mit 40 Stunden mit GPS- und OHR-Aktivität punkten. Zusätzlich gibt es bei der Vantage V2 noch einen Ultramodus, der bis zu 100 Stunden hält. Damit kann sie zwar nicht der Garmin Enduro (Test) und der Coros Vertix (Test) das Wasser reichen, aber es ist normalerweise ausreichend. Etwas getrübt wird die Akku-Performance aber im täglichen Gebrauch. Hier ist sie dann leider nicht sparsam, wenn man sie auch als Smartwatch verwendet. Im Alltag braucht sie viel Strom, durch eine Woche mit Training und Smartwatch kommt man kaum.
GPS und OHR
Ein heiß diskutierter Bereich. Und aus meiner Sicht ist die Grit X Pro hier gleich auf mit anderen Uhren in dieser Kategorie. Sie kann absolut mit den Mitbewerbern mithalten. Im Vergleich zur normalen Grit X und der Vantage V2 lassen sich kaum Unterschiede feststellen und auch zu den Uhren anderer Hersteller gibt sich die Grit X Pro keine Blöße. Nicht nur im freien Gelände zeigt sie die Routen ziemlich genau an, große Ausreißer gab es in meiner Testphase (6 Wochen) keine. Ich weiß schon, dass es ein paar gerne auf den Millimeter genau haben, aber da spielt halt GPS nicht mit. Ich finde sie als genau genug, auch beim Höhenmesser der natürlich in dieser Klasse und vor allem für Trailrunner unverzichtbar barometrisch ist. Zum Einsatz kommen wie auch bei der Vantage V2 GPS, GLONASS, Galileo und QZSS.
Die optische Herzfrequenzmessung hat so ihre Tücken und ist eigentlich bei keinem Hersteller zu 100% genau. Das trifft auch auf die Grit X Pro von Polar zu. Trotzdem muss man betonen, dass hier die Polar Uhren doch ein wenig besser abschneiden als die Mitbewerber. Das gilt auch für die Grit X Pro. Sie kommt einem Pulsgurt also schon recht nahe. Eine leichter Verzögerung bei den Werten gibt es zwar, aber keine Ausreißer oder absurden Werte. Dennoch, wer das Leistungspotential der Uhr ausschöpfen möchte, sollte entweder das Bundle mit dem Polar H10 Gurt kaufen oder den Gurt (Test) dazu nehmen. Die Grit X Pro funktioniert aber dank Bluetooth auch mit allen anderen BT-Brustgurten. Für die meisten wird aber die inzwischen wirklich brauchbare Pulsmessung am Handgelenk ausreichend sein.
Konnektivität und App
Hier profitiert auch die Grit X Pro von der Flow Plattform von Polar. Kein anderer Hersteller hat die Auswertung der Daten derart gut im Griff und bietet eine Plattform, die kaum Wünsche offenlässt. Die Polar Flow-Seite finde ich großartig: sehr übersichtlich und gut gestaltet. Ich bin der Meinung, dass Polar hier das beste Auswertungs-Tool aller Hersteller anbietet. Besser sind nur mehr eigen Tools wie etwa TrainingPeaks.
Auch die Verbindung mit dem Handy funktioniert nach dem ersten Koppeln problemlos. Und endlich funktioniert auch die Übertragung der Trainingsdaten, ohne, dass ich es selbst anstoßen muss. Zumindest meistens halt. Was allerdings auffällt ist, dass das Syncen selbst zum Teil lange dauert. Die App ist sehr übersichtlich und gut gestaltet. Über die App erfolgt eben auch die Programmierung der Sportmodi und man kann das Training noch mit zusätzlichen Informationen versehen. Auch ist da zu sehen, wie gut das Training wirkt und so weiter.
Navigation
Hier war eine der größten Baustellen aus meiner Sicht bisher bei Polar. Auch wenn die Grit X Pro nach wie vor keine Karten zum Navigieren verwendet, ist die neue Navigation aber wirklich gut. Neu ist zum einen die „Track Back“-Funktion. Sie führt einen nicht wie bisher einfach gerade zum Ausgangspunkt zurück, sondern genau auf dem Weg, den man auch gelaufen ist. Bei der Navigation arbeitet Polar ja mit Komoot zusammen. Das heißt, man kann die Routen auf der Polar Flow Plattform planen oder eben bei Komoot oder dort auch bereits vorhandene Routen nutzen. Hierfür ist allerdings ein Bezahl-Account bei Komoot notwendig.
Zur Anzeige der Routen kommt eine Fadendarstellung zum Einsatz, welche sich auf das Wesentliche beschränkt. Sie bietet aber Abzweigehinweise und ist grafisch so aufgearbeitet, dass man nach kurzer Eingewöhnung damit problemlos vorankommt. Zumindest wenn man immer auf der Route bleiben kann oder will. Schön ist auch, dass sich nun die Route auf der Uhr anzeigen lässt, auch mit Höhenprofil. Das finde ich sehr angenehm, man kann sich auch unter dem Lauf anzeigen lassen, wo im Profil man gerade ist. Es ist nicht mit dem Hill Climb Pro von Garmin zu vergleichen, aber trotzdem eine gute Orientierung. Ich muss echt gestehen, dass mich die Grit X Pro hier wirklich am meisten überrascht hat.
Pro&Contra
Pro: Einfach zu bedienen, bestes Auswertungs-Tool am Markt, guter OHR-Sensor, gute Fadennavigation, super robust
Contra: Lange Syncronistationsdauer, wenige Updates
Fazit Polar Grit X Pro
Die Finnen sind mit der Grit X Pro endgültig im Outdoorbereich angekommen. Dass sie bei Polar eine wirklich gute Sportuhr bauen können, haben sie mit der Vantage V2 gezeigt. Nun haben sie diese Uhr sozusagen einfach ein Outdoor-Gehäuse gesteckt. Und das nicht nur optisch, denn dank Militärstandard und Sapphire-Glas ist sie fast unzerstörbar. Die Grit X Pro ist ein sehr guter Begleiter für Trailrunner, Mountainbiker und Skibergsteiger die vor allem viel Wert auf die Daten legen. Denn die Auswertung über die Polar Flow App sucht seines Gleichen. Die finde ich wirklich sehr gut. Hier zeigt Polar klar, wo die Stärken des Unternehmens liegen.
Überzeugen kann die Grit X Pro auch bei der GPS-Genauigkeit, die ist aus meiner Sicht auf dem Niveau der Mitbewerber und für 99,9% der Nutzer ausreichend. Sehr gut gefällt mir auch der OHR, also die Pulsmessung am Handgelenk, die wirklich nahe am Pulsgurt liegt. Auch hier werden die meisten Nutzer das Auslangen finden, ansonsten empfehle ich den Polar H10 dazu zu nehmen. Auch die weitere Ausstattung lässt kaum mehr Wünsche übrig, inzwischen kann man ja sogar schon die Musik am Handy mit der Uhr steuern. Dazu kommen ein paar interessante Features. Wie zum Beispiel das FuleWise, welches dir hilft, den Energiebedarf im Training richtig zu decken und sich auch an dich individuell anpassen. Dazu kommen die verschiedensten Tests, mit denen man seine Fitness feststellen kann. Dazu kommt auch die aus meiner Sicht beste Plattform zur Trainingsauswertung die Uhrenhersteller anbieten.
Empfehlung: Ambitionierte Outdoorsportler die viel Wert auf Daten legen.
Herstellerdetails
Mehr Infos zum Polar Grit X Pro findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
Hallo. Guter Bericht. Welche Uhr Verwendest du zum Training und welche würdest du Empfehlen? Bin auf der suche nach einer und habe deine Berichte dazu gelesen. Sehr Interessannt. Meine Interesse ist der Trailrunn und schwebe zwischen Garmin 6 Suunto 9 Baro und der Polar gritx, aber die neue. Bitte um antwort und weiter so.Danke.
Hallo Herbert
Durch das Testen verwende ich eigentlich ständig andere Uhren, aber so als roter Faden ist die Fenix6X Pro schon länger mit dabei. Die bietet eigentlich alles, was ich so möchte. Die Wahl zwischen der Fenix 6 und der Grit X Pro ist nicht so einfach und hängt etwas davon ab, was du dir erwartest.
Für die Fenix spricht aus meiner Sicht die Akkulaufzeit, die Kartennavigation, die vorgeschlagenen Trainings. Für die Grit X Pro spricht die super Auswertung, der Tragekomfort und die verschiedenen Testmöglichkeiten. Aber da ist halt immer davon abhängig, was du dir von der Uhr erwartest, bzw. was sie für dich unbedingt können soll.
Gruß Harald
Aus welchem Material ist das Armband? Wird das Armband beim Laufen feucht und muss es nach dem Laufen getrocknet werden?
Hallo Erik
Das Uhrband besteht wie im Test beschrieben aus Fluor Elastomer und wir beim Laufen natürlich feucht wenn du schwitzt. Es nimmt aber keine Feuchtigkeit auf, falls du das meinen solltest. Man braucht es nach dem Laufen also nur abwischen.
Gruß Harald