Carbon ist das Zauberwort im Straßenlauf und hält nun auch immer mehr Einzug auf den Trails. Adidas Terrex bringt eine solche sogenannte Propulsion Platte im neuen Agravic Ultra. Wobei es genau genommen keine Carbon-Platte ist, sondern eine aus Kohlenstoff. Adidas hat mit diesen Platten ja schon auf der Straße viel Erfahrung und versucht diese nun auf den Trail umzusetzen. 1:1 geht das nicht, das sieht man schon bei den ersten Carbon-Schuhen am Markt. Denn das Material in der Sohle hat auch durchaus seine Tücken. Um die Vorteile trotzdem auf den Trail zu bringen hat Adidas intensiv mit seinem Trailrunning-Team bei der Entwicklung zusammengearbeitet.
Der erste Eindruck
Optisch ist der Agravic Ultra sehr gelungen, wie ich finde, und in Sachen Verarbeitung absolut State-of-the-Art. Das Obermaterial besteht aus offenporigem Mesh mit aufgeschweißten, abriebfesten Verstärkungen. Die Zunge ist dünn und leicht gepolstert. Gut gefällt mir auch das Material an der Ferse, es ist angenehm und straff gepolstert. Bei der Schnürung bleibt Adidas Terrex beim Agravic Ultra konventionell und verwendet Schuhbänder. Der Drop beträgt 8mm, das ist überraschend viel, wie ich finde. Beim Gewicht gibt Adidas Terrex zwar 299 Gramm an, mein Schuh in UK 8,5 wiegt stattliche 326 Gramm.
Die Passform
Überrascht hat mich die Passform des Agravic Ultra, denn hier gilt reinschlüpfen und wohlfühlen. Der Schuh fühl sich sofort angenehm an. Das Obermaterial wirkt auf den ersten Blick zwar etwas steif und hart, es fühlt sich dann aber anders an. Ja, es ist straff, wie auch die Polsterung an der Ferse und die Zunge, aber es fühlt sich alles sehr angenehm an. Der Mittelfuß wird gut und engumschlossen, im Vorfuß ist dann wieder etwas mehr Platz. Mit der Schnürung passt der Agravic Ultra dann wie angegossen. Man steht auch recht tief im Schuh.
Die Sohle
Das Kernstück des Agravic Ultra ist natürlich die Zwischensohle. Die ist Hightech pur. Zum Einsatz kommt nicht nur eine Inlay aus biobasiertem TPE (Thermoplastisches Elastomer), das aus 90 % erneuerbarem Carbon besteht. Dazu kommen noch zwei verschieden Materialien für die Dämpfung. In der Ferse ist es das Lightstrike-Material und im Vorfußbereich kommt das Boost-Material zum Einsatz. Beides verspricht Energierückgewinnung und Dynamik. Da gibt sich die Außensohle schon fast bescheiden, aber hier kommt wie bei Adidas Terrex gewohnt ein Gummi von Continental zum Einsatz. Das Profil würde ich als mittelgrob einstufen. Mit ordentlichen Stollen und Platz dazwischen, damit sich keine Erde usw. festsetzt.
Persönlicher Eindruck
Mit seinen 326 Gramm ist der Agravic Ultra definitiv kein Leichtgewicht, aber am Fuß selbst macht sich das Gewicht kaum mehr bemerkbar. Schon auf den ersten Metern fällt auf, dass der Schuh extrem lauffreudig ist und super abrollt. Er lädt direkt zum schneller Laufen ein, lässt sich aber ohne Problem auch cruisen. So richtig in Fahrt kommt er allerdings, wenn man Gas gibt. Hier spürt man dann die dynamische Sohle mit der Carbon Platte. Da ist das Gewicht vergessen. Das gilt nicht nur für Schotterpisten oder einfache Trails. Ich wenn es etwas technischer wird, gibt sich der Agravic Ultra souverän.
Ja, durch die dicke Sohle und die Propulsion-Platte geht etwas das Gefühl für den Untergrund verloren. Das stört mich aber nicht, mir gibt er dafür viel Sicherheit, weil ich ohne großes Nachdenken überall drauf steigen kann und mich der Schuh schützt. Ich kann also richtig gut auf den Trails herumlaufen mit dem Schuh, ich fühle mich darin einfach gut. Vor allem bergauf macht sich denn die Carbon-Platte deutlicher bemerkbar. Hier hat man fast das Gefühl, dass der Schuh bei jedem Abdruck mithilft. Dank der Lightstrike-Zwischensohle ist der Schuh sehr dynamisch und gut gedämpft. Das aber sehr ausgewogen, also nicht zu weich. Auch das gibt wieder Sicherheit, vor allem wenn’s technischer wird. Der Agravic Ultra ist nie wackelig oder undefiniert.
Zum Gesamtbild passt auch das Profil und der Grip. Es ist sehr ausgewogen und lässt sich sowohl auf Schotter als auch in weichem Untergrund laufen. Es sorgt immer für ausreichend Halt und Vortrieb. Nur wenn es wirklich sehr tief wird, kommt es an seine Grenzen. Dafür ist es auch selbst auch Schotterpisten und Asphalt laufbar.
Pro&Contra
Pro: lauffreudig, agil, dynamisch, ausgewogen gedämpft, sehr gute Passform
Contra: nicht ganz leicht
Fazit Adidas Terrex Agravic Ultra
Let it roll – für mich ist der Adidas Terrex Agravic Ultra einer der besten Schuhe, die heuer auf den Markt gekommen sind. Adidas gelingt eine super Abstimmung der Propulsion Platte, die damit auch auf dem Trail funktioniert. Sie sorgt für viel Vortrieb und Energieeinsparung, ist aber nie überfordernd. Auch im Downhill bleibt der Schuh kontrollierbar. Ich fühle mich in dem Agravic Ultra einfach extrem wohl. Er gibt mir Sicherheit, vermittelt mir sehr viel Lauffreude und lässt sich nicht nur Vollgas ballern, sondern man kann auch mal ruhiger mit ihm dahin cruisen. Die Dämpfung ist angenehm weich, aber nicht überdämpft, der Grip ist sehr gut und die Passform ist super. Ja, er ist nicht sonderlich leicht, aber das stört mich wieder weniger. Denn ich laufe nicht um Bestzeiten aufzustellen, sondern um Spaß zu haben und den hat man mit dem Agravic Ultra garantiert. Wobei Bestzeiten mit dem Agravic Ultra auf langen Strecken definitiv möglich sind, nur halt nicht auf einem sehr technischen 10k Trail-Race. Wer es lieber leichter und schneller mag, der greift bei Adidas ohnehin zum Speed Ultra (Test).
Empfehlung: Für Ultras vom Novizen bis hin zum Siegläufer, aber auch für lange Trainingsrunden.
Herstellerdetails
Mehr Infos zum Adidas Terrex Agravic Ultra findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
Hallo Harald!
War schon gespannt auf dein Testurteil.
Grundsätzlich hatte ich hohe Erwartungen in den Schuh da ich vom Terrex Speed Ultra voll begeistert bin und auch mit den anderen Adidas Modellen bis jetzt keine Probleme hatte.
Leider ist der Schuh für meine Füße unbrauchbar. Durch das harte Obermaterial und den ungewöhnlich hohen Schaft drückt der Schuh bei mir auf beide Knöcheln (bin hier anscheinend auch nicht der Einzige). Somit kann ich mit dem Schuh keine 5km laufen.
Darum freut es mich um so mehr das dir das Problem nicht aufgefallen ist und es anscheinend hier sehr auf den jeweiligen Fuß ankommt. Somit mein Tip: Beim anprobieren unbedingt einige Meter laufen.
LG
Christian
Hallo Christian
Du hast recht, das Obermaterial ist etwas steifer als gewohnt, aber das legt sich wenn man ihn etwas läuft. Auch ich hatte bei den ersten Läufen beim rechten Fuß ein Problem, das der Schuh an einer Stelle (im Bereich der obersten Öse) etwas gedrückt hat, nach 3-4 Läufen hat sich das gelegt und das Material ist auch insgesamt etwas weicher geworden. Aber du hast recht, er ist am Schaft etwas höher geschnitten, das kann schon zu solchen Problemen führen.
Dass man einen Schuh vor dem Lauf unbedingt ordentlich anprobieren sollte, im Idealfall auch eine Runde laufen sollte, trifft auf jedes Modell zu. Ein guter Händler ermöglicht sowas auch. Und du hast recht, völlig unkompliziert ist der Agravic Ultra nicht, man sollte ihn auf jeden Fall ordentlich anprobieren. Wie gesagt, bei mir hatte sich das Problem nach ein paar Läufen komplett aufgelöst.
LG Harald
Hallo Harald, toller Test, Frage: der Adidas spielt ja in der gleichen Liga wie der Scarpa Spin Infinity, also Ultra, gerne auch technisch. Wie würdest du die Schuhe in kurzen Worten unterscheiden ? Laufe bereits den Spin Ultra, den finde ich grundsätzlich, wie du ja auch, super, ist mir allerdings im Mittelgebirge meist etwas zu steif…LG aus Freiburg, Ingo
Hi Ingo. Ich würde den Agravic als dynamischer und lauffreudiger einstufen, den Scarpa eher alpiner und technischer. LG Harald
Hallo Harald,
ich bin aktuell auf der Suche nach einem guten Trailrun Schuh, mit dem es gut möglich ist, in einem Lauf auch mal die Hälfe auf Asphalt abzulaufen. Demnach suche ich also den perfekten Allrounder, der Grip, Halt und Dämpfung vereint. Wie ist deine Einschätzung hier zum Agravic Ultra? Oder einen besseren Vorschlag für mich?
Liebe Grüße