Müssen GPS-Uhren immer teuer sein? Diese Frage stellen sich viel und oft bekomme ich auch die Frage, ob nicht auch ein günstiges Modell ausreicht. Ob´s auch günstiger sein kann, habe ich mir bereits bei der Polar Vantage V2 (Test) angeschaut. Doch es geht noch günstiger. Garmin hat vor kurzem mit der Forerunner 55 ein neues Einsteigermodell auf den Markt gebracht. Die Uhr kostet 199 Euro und damit lediglich ein Viertel so mancher Top-Uhr, wie etwa der Garmin Fenix 6 Pro Solar (Test) oder der Garmin Enduro (Test). Es war damit wirklich spannend zu sehen, ob sie trotzdem für einen Trailrunner reicht.
Der erste Eindruck
Die Forerunner Serie ist die Modellreihe für Läufer von Garmin. Sie sind weniger massiv als die Fenix-Baureihe. Optisch ist die Forerunner 55 ganz der Linie angepasst, nur ist sie noch ein wenig kleiner. Mit Abmessungen von 42 x 42 x 11,6 mm ist sie im Vergleich zu einer Fenix 6 X schon fast „niedlich“. Dazu ist sie mit 55 Gramm sehr leicht. Doch ansonsten ist sie einfach nur die kleine Schwester der größeren Garmin Uhren. Das sieht man an den typischen 5 Knöpfen zur Bedienung. Standard ist auch die Optische HR-Messung, sogar mit Blutsauerstoffmessung! Besonders hervorzuheben ist , dass die Forerunner 55 über einfach zu wechselnde Armbänder verfügt. Trotz des geringen Gewichts wirkt die Uhr nicht billig. Sie ist sauber verarbeitet, die Knöpfe haben einen ordentlichen Druckpunkt. Aber natürlich ist sie haptisch nicht so „wertig“ wie etwa eine Fenix. Das gilt allerdings auch für die große Schwester, die Forerunner 945 (Test).
Die Funktionen
Auch wenn die Forerunner 55 die günstigste Lauf-GPS-Uhr im Sortiment von Garmin darstellt, ist die Liste der Funktionen gar nicht so klein, wie man vielleicht vermuten würde. Wie schon gesagt, hat Garmin bis zum „kleinsten“ Modell Funktionen wie der Blut-Sauerstoffmessung verbaut. Klar ist hier, dass auch die optische Pulsmessung an Board ist. Leider fehlt barometrische Höhenmesser. Für Trailrunner ist das wirklich unverzichtbar. Standardfunktionen sind die GPS-Aufzeichnung, Schrittzähler, Smart-Notifikation, Wettervorhersage, Konnektivität mit dem Smartphone und natürlich verschiedenste Sportmodi.
Die Forerunner 55 profitiert auch viel von ihren großen Geschwistern und bekommt so einige Feinheiten mit. Eine solche Funktion ist der Garmin Coach mit täglichen Trainingsvorschlägen. Auf Basis der Werte aus den bisherigen Trainings erkennt die Forerunner 55 den Trainingszustand und liefert Tipps zur Regeneration und auch zum Training. So gibt es täglich Trainingsverschläge. Ebenfalls mit dabei ist Pace-Pro zum Halten der Pace. Weiter gibt´s einen Laufbahnmodus, Schrittfrequenzalarme und sogar einen Menstruationszyklus-Tracker für Frauen. Also alles in allem ein wirklich breites Funktionsspektrum.
Sportmodi
Etwas sparsam war Garmin bei der Forerunner 55 was die Sportmodi betrifft. So gibt es zum Beispiel keinen Trailrunning-Modus, hier muss man mit dem Lauf-Modus vorliebnehmen. Auch kann man keine neuen Sportmodi erstellen. Man muss also mit den Vorhandenen das Auslangen finden. Grundsätzlich kein großes Problem, doch eine gewissen Einschränkung ist es schon. Alleine schon das damit notwendige Ändern der Sports auf Strava ist ärgerlich. Und ich erstelle auch gerne mal meine eigenen Modi, so habe ich alleine fürs Trailrunning drei verschiedene Modi auf der Fenix 6, je nach Bedarf kann ich dann einen unterschiedlichen verwenden. Das geht bei der Forerunner 55 nicht, aber die normalen Sportarten von Laufen über Radfahren, Laufband, Indoor-Rad bis hin zu Yoga und Schwimmen sind dabei. Auch kann man sich über Garmin Connect weitere Modi auf die Uhr laden.
Display und Akku
Schon klar, beim Display gibt’s die größten Abstriche hinzunehmen. Das ist natürlich bei der Forerunner 55 deutlich keiner als bei den großen Schwestern. Hier muss man mit 1 Zoll und einer Auflösung von 208×208 Pixel auskommen. Nichtsdestotrotz ist das Display knackig scharf und gut ablesbar. Beim Sport lassen sich bis zu vier Datenfelder gleichzeitig anzeigen. Beim Akku gibt´s zwar auch Abstriche, aber deutlich kleinere. Denn die Zahlen des Zwerges sind durchaus beeindruckend. Im GPS-Modus verspricht Garmin bis zu 20 Stunden und die sind auch durchaus realistisch. Das ist für eine so kleine Uhr schon ganz ordentlich. Im Smartwatch Modus hält der Akku zwei Wochen durch.
GPS und OHR
Zwei Themen, die immer für Diskussionen sorgen und es viele Ansichten gibt. Beim GPS ist, auch wenn es sich manche Wünsche, eine 100%ige Genauigkeit technisch nicht möglich. Kleinere Abweichungen gibt es hier immer, auch bei den teuren Uhren. Und hier schlägt sich die Forerunner 55 überraschend gut. Im Test zeigte sie zwar schon immer wieder mal Abweichungen, aber die liegen im akzeptierbaren Bereich. Deutlich schlechter als die teuren Modelle schlägt sich die kleine Forerunner allerdings nicht. Etwas mehr Abweichungen gibt es bei der Höhenmessung, diese ist nicht barometrisch und nicht sehr genau.
Ähnlich sieht es beim OHR, also der optischen Pulsmessung am Handgelenk, aus. Eine absolute Genauigkeit ist auch hier technisch nicht möglich. Trotzdem hat eine leichte Uhr wie die Forerunner 55 hier leichte Vorteile gegenüber den Großen. Zum einen lässt sich besser dort tragen, wo man soll, also etwas hinter dem Handgelenk und zum anderen ist die Uhr deutlich leichter und bewegt sich somit weniger. Das hilft dem OHR, den Puls besser zu bestimmen. Hier kann sich die Forerunner 55 im Vergleich wirklich sehen lassen und die Daten sind brauchbar. Trotzdem bleibt: wer es genau haben will, braucht einen Pulsgurt. Aber das ist kein Problem mit der Forerunner 55, denn sie ist sehr kontaktfreudig und koppelt gerne mit Bluetooth-Brustgurten wie dem Garmin HRM-Pro (Test) oder dem Polar H 10m(Test).
Konnektivität und App
Hier braucht man nicht mehr viel sagen. Die Konnektivität der Forerunner 55 ist wie von allen Garmin Uhren ausgezeichnet. Man verbindet sie einmal mit dem Handy und dann funktioniert das Ganze. In der ganzen Testzeit hatte ich keine Abbrüche oder sonstiges. Auch die Übertragung der Trainingsdaten funktioniert schnell und ohne mein Zutun. Die Uhr verfügt über einfache Smartwatch-Funktionen wie die Anzeige von Nachrichten und Anrufen, das Abspielen und Steuern von Musik und eine Bezahlfunktion. Die App hat sich über die Jahre sehr gut entwickelt und man kann das Training bereits am Handy sehr gut analysieren.
Und wie schon beim OHR erwähnt, ist die Forerunner 55 recht kommunikativ. Sie verbindet sich mit allen möglichen Trainingsgräten, wie Heimtrainern, Pulsgurten und sogar mit dem Stryd-Sensor zur Wattmessung beim Laufen. Hier kann man auch den notwendigen Sportmodus installieren und dann Leistungsgesteuert trainieren. In dieser Preisklasse schon echt eine super Sache. Das ist auch beim strukturierten Training so. Was manche Topmodelle nicht auf die Reihe bekommen, die Forerunner 55 kann´s. Strukturiertes Training kann die Uhr selber vorschlagen, ihr könnt es in Garmin Connect selber planen oder von Plattformen wie TrainingPeaks automatisch rüber holen lassen. Ja, so einfach könnte es gehen.
Navigation
Hier muss die Forerunner 55 passen, da gibt’s keine Funktionen.
Fazit Garmin Forerunner 55
Und kann sie nun mit den Großen mithalten? Nicht ganz, aber: es ist echt stark, wie viel die kleine Forerunner 55 kann. Wer vor allem auf Basic steht, wird mit der kleinen Garmin also voll das Auslangen finden. Aber auch wer mehr will, wird von der Forerunner 55 überrascht sein. So finde ich vor allem die Trainingsauswertung und die vorgeschlagenen, strukturierten!! Trainings wirklich spannend. Sie lockern den Laufalltag auf. Dazu kommen noch viele Funktionen für unterschiedliche Anforderungen. Gut gefällt mir auch die hervorragende Konnektivität, nicht nur mit dem Handy, sondern auch mit anderen Sportgeräten wie Heimtrainern oder sogar dem Stryd Footpod. Die Forerunner 55 kann also wirklich überraschend viel. Man bekommt mit der Forerunner 55 also wirklich viel Funktion für wenig Geld. Wer also lieber etwas Geld sparen will und mit den nicht sehr genauen Höhenmetern leben kann, macht mit der kleinen Garmin nichts falsch.
Pro&Contra
Pro: leicht, günstig, sehr viele Funktionen
Contra: keine Navigation, kleines Display, keine barometrischer Höhenmesser
Empfehlung: Für Einstiger, Läufer, Radfahrer, Fitnesssportler und alle die nicht so viel Geld für eine Uhr ausgeben wollen.
Herstellerdetails
Mehr Infos zum Garmin Forerunner 55 findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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