Mit der Vantage V2 schickt Polar ein Update seiner Top-Uhr ins Rennen. Schon seit Jahrzehnten habe ich immer wieder Uhren der Finnen im Einsatz und man muss sagen, dass sie zuletzt eine schwer Phase hatten. Aber mit der Vantage-Serie ist Polar ein starkes Comeback gelungen. Auch wenn die Finnen für Trailrunner eher die Grit X (Test) positioniert haben und die Vantage V2 als Lauf- und Triathlon Uhr steht, habe ich sie mir dennoch genau angeschaut.
Der erste Eindruck
Den Unterschied zur V1 (Test) sieht man auf den ersten Blick. Die Vantage V2 wirkt wertiger, die Knöpfe sind größer und haben einen besseren Druckpunkt und die Uhr ist deutlich leichter geworden, obwohl sie eine deutlich längere Akkulaufzeit hat. Es gibt die Uhr in drei verschiedenen Farben und den Größen S und M. Auch lässt sich das Uhrband nun recht leicht tauschen. Das Gewicht der Vantage V2 wird mit 52 Gramm angegeben. Bedient wird die Uhr über fünf Knöpfe und einen Touchscreen. Der arbeitet aber nicht in den Sport-Modi, damit man nichts versehentlich drücken kann. Natürlich gibt’s auch eine Tastensperre. Die spannenden Änderungen befinden sich im Inneren. Hier hat die Vantage V2 alles bekommen, was die Grit X schon hatte und sogar noch etwas mehr.
Die Funktionen
Womit wir bei den Funktionen wären, die ja wie immer bei den Topmodellen unglaublich umfangreich sind. Ich beschränke mich wieder auf jene Funktionen, welche ich für das Trailrunning als wichtig erachte.
Kommen wir zuerst zu den aus meiner Sicht wichtigsten Neuheiten: Es wurden einige Test hinzugefügt, wie ein neuer Laufleistungstest der denVO2Max, FTP-Test für Radfahrer, ein Leg Recovery-Test, welcher über die Muskelbelastung Auskunft gibt, ein neuer Test-Hub in Polar Flow (dem Online-Tool von Polar). Neu ist auch eine zusätzliches Dashboard, welches die wöchentliche Trainingssummen anzuzeigen. Musiksteuerung für Telefon, man kann aber nur die Musik am Handy steuern, es gibt aber weiterhin keinen Musikspeicher auf der Uhr. Bereits von der Grit bekannt ist das FuelWise, es erinnert daran, im Training zu essen und zu trinken und rechnet auch den Bedarf aus. Ein 100-Stunden-GPS-Tracking-Modus ist ebenfalls dazu gekommen, wie eine Komoot-Routenintegration. Eine Änderung gab es auch beim optischen HR-Sensor. Zudem wurde das Display etwas verbessert.
Ansonsten bietet die Uhr alles, was eine moderne Sportuhr so braucht. Ok, sagen wir fast alles, denn die Kartennavigation fehlt leider schon. Ansonsten reicht der Funktionsumfang vom optischen Pulssensor, der Akkulaufzeit bis 40 Stunden, GPS/GLONASS/Galileo/QZSS, Training Load-Pro welches die Belastung der letzten Tage anzeigt, Recovery Pro, welches ein Erholungsfeedback gibt, Schlafaufzeichnung mit Nightly Recharge, also der Schlafauswertung, über die Hill Splitter, welche die An- und Abstiege anzeigen, Fit-Spark mit Trainingsvorschlägen und -anleitungen, Strava Live-Segmente, Laufprogrammen bis hin zu Schwimmmetriken, über 130 Sportprofilen, angeleiteten Atemübungen und dem Running-Index mit einer Einschätzung über den VO2max.
Besonders erwähnen will ich auch die Wattmessung. Dass diese bei der Vantage nur am Handgelenk ist, ohne zusätzlichen Sensor finde ich genial. Vorerst ist sie aber nur im den Lauf-Modi abrufbar. Natürlich kann man über die Wattmessung beim Laufen diskutieren. Grundsätzlich finde ich sie für uns Trailrunner aber sehr spannend. Ob die Wattzahlen auch wirklich stimmen, ist schwer zu sagen, denn hier kocht jeder Hersteller, wie Garmin oder auch Stryd, sein eigenes Süppchen. Wenn man aber auf einem System bleibt, ist zumindest aber die Entwicklung zu sehen. Die reine Wattzahl ist da für mich also weniger wichtig als die Entwicklung. Dass das ganz ohne zusätzlichen Sensor geht sehr praktisch.
Sportmodi
Wie bei Polar gewohnt, kommt auch die Vantage V2 mit einer großen Menge an vorprogrammierten Sportmodi. Das reicht vom Laufen, Geländelauf über Krafttraining und Mountainbike bis hin zu Yoga. Die Sportmodi sind zwar vorprogrammiert, man kann aber trotzdem die Anzeige individuell gestalten. Bis zu sechs verschiedene Datenfelder können zeitgleich angezeigt werden. Dazu kommen noch vorprogrammierte Trainingsseiten wie die Höhe, An- und Abstieg, Pulsbereiche, Uhrzeit und Dauer und Musiksteuerung. Das ist übersichtlich, aber für viele wohl auseichend. Die Anzeigen können allerdings nur über die Polar Flow App am Handy umprogrammiert werden, auf der Uhr selbst geht da nix. Dann gibt es noch Anzeigen, die automatisch dazukommen, etwa bei der Navigation. Natürlich gibt es auch Multisport-Modi, die man auch selbst mit anderen Sportarten erstellen kann.
Display und Akku
Beim Display kann die Vantage V2 gegenüber der Vorgängerin punkten, das Display ist etwas besser geworden, es hat mehr Kontrast. Hilfreich ist auch, dass die Uhr automatisch erkennt, wann sie wie viel Licht braucht. Der Touchscreen ist angenehm zu bedienen, auch mit Touchscreen-täglichen Handschuhen. Im Sportmodus ist er deaktiviert und kann somit kein Eigenleben entwickeln. Die Displaygröße ist 1,2 Zoll mit 240×240 Auflösung und ist meistens gut ablesbar. Leider kann man die Anzeige aber nicht invertieren, also der Hintergrund ist immer dunkel gehalten.
Beim Akku kann Polar mit 40 Stunden mit GPS- und OHR-Aktivität punkten. Zusätzlich gibt es bei der Vantage V2 noch einen Ultramodus, der bis zu 100 Stunden hält. Damit kann sie zwar nicht der Garmin Enduro (Test) und der Coros Vertix (Test) das Wasser reichen, aber es ist normalerweise ausreichend. Etwas getrübt wird die Akku-Performance aber im täglichen Gebrauch. Hier ist sie dann leider nicht sparsam, wenn man sie auch als Smartwatch verwendet. Im Alltag braucht sie viel Strom, durch eine Woche mit Training und Smartwatch kommt man kaum.
GPS und OHR
Beim GPS kann die Vantage V2 absolut mit den Mitbewerbern mithalten. Hier ist sie klar besser als die kleine Schwester, die Vantage M2 (Test) und leistet sich im Test keine größeren Ausreißer. Wie ich aber immer sage, eine 100% Genauigkeit gibt’s bei GPS-Uhren nicht, dazu gibt’s zu viele Störparameter. Aber die Vantage V2 ist wie auch andere Uhren in der Klasse sehr nahe dran. Auch hat sie einen barometrischen Höhenmesser, das ist vor allem für Trailrunner wichtig. Zum Einsatz kommen beim Polar Topmodell GPS, GLONASS, Galileo und QZSS.
Die optische Herzfrequenzmessung hat so ihre Tücken und ist eigentlich bei keinem Hersteller zu 100% genau. Das trifft auch auf die Vantage V2 zu, aber sie ist bisher die beste Uhr in dem Bereich. Sie kommt einem Pulsgurt also schon recht nahe. Eine leichter Verzögerung bei den Werten gibt es zwar, aber keine Ausreißer oder absurden Werte. Dennoch, wer das Leistungspotential der Uhr ausschöpfen möchte, sollte entweder das Bundle mit dem Polar H10 Gurt kaufen oder den Gurt (Test) dazu nehmen. Die Vantage V2 funktioniert aber dank Bluetooth auch mit allen anderen BT-Brustgurten. Wer es nicht zu 100% genau wissen will, wird aber mit den geleiferten Daten sehr zufrieden sein.
Konnektivität und App
Hier profitiert auch die Vantage V2 von der Flow Plattform von Polar. Kein anderer Hersteller hat die Auswertung der Daten derart gut im Griff und bietet eine Plattform, die kaum Wünsche offenlässt. Die Polar Flow Seite finde ich großartig. Sehr übersichtlich und gut gestaltet. Ich bin der Meinung, dass Polar hier das beste Auswertungs-Tool aller Hersteller anbietet. Besser sind nur mehr eigen Tools wie etwa TrainingPeaks.
Auch die Verbindung mit dem Handy funktioniert nach dem ersten Koppeln problemlos. Und endlich funktioniert auch die Übertragung der Trainingsdaten ohne, dass ich es selbst anstoßen muss. Zumindest meistens halt. Was allerdings auffällt ist, dass das Syncen selbst zum Teil lange dauert. Die App ist sehr übersichtlich und gut gestaltet. Über die App erfolgt eben auch die Programmierung der Sportmodi und man kann das Training noch mit zusätzlichen Informationen versehen. Auch ist da zu sehen, wie gut das Training wirkt und so weiter.
Navigation
In Sachen Navigation ist Polar sicher nicht bei der Spitze und das ist auch eindeutig nicht eine besonders wichtige Funktion für das finnische Unternehmen. Es gibt aber auf der Vantage V2 eine Pfadnavigation und seit der V2 nun auch die Möglichkeit, sich mit Komoot über die Trails zu führen. Notwendig ist hier aber ein Bezahlaccount bei Komoot und die Routenführung folgt einem Pfad mit Richtungsangaben. Eine Karte gibt es leider nicht und das vermisse ich schon sehr.
Pro&Contra
Pro: Leicht, einfach zu bedienen, bestes Auswertungs-Tool am Markt, guter OHR-Sensor
Contra: Keine Kartennavigation, lange Syncronistationsdauer, wenige Updates
Fazit Polar Vantage V2
Mit der Polar Vantage V2 liefern die Finnen wieder eine sehr überzeugende Sportuhr ab. Sie erfasst zuverlässig die Daten, ist leicht und hat eine gute Passform. Dazu ist sie nach ein wenig Eingewöhnung einfach und logisch zu bedienen. Dazu kommen ein paar Features, die andere nicht haben. Wie zum Beispiel das FuleWise, welches dir hilft, den Energiebedarf richtig zu decken und sich auch an dich individuell anpassen. Dazu kommen die verschiedensten Tests, mit denen man seine Fitness feststellen kann. Hier zeigt Polar klar, wo die Stärken des Unternehmens liegen. Dazu kommt auch die aus meiner Sicht beste Plattform zur Trainingsauswertung die Uhrenhersteller anbieten. Auch beim OHR ist sie sehr nahe am Brustgurt und langsam wirklich eine gute Alternative.
Was mir nach wie vor fehlt bei Polar, ist die Kartennavigation. Die Navigation mit Komoot gefällt mir nicht sonderlich. Zum einen, weil man dazu einen Premium-Account von Komoot braucht und ich hier keinen Mehrwert sehe. In meiner Region bringt das für Trailrunning nichts bis gar nichts. Zum anderen ist die Pfadnavigation zwar optisch nett gemacht, aber nicht immer ganz eindeutig. Auch das Aufspielen von eigenen Routen könnte etwas einfacher sein. Alles in allem ist die Vantage V2 aber eine großartige Uhr vor allem für Läufer, die gerne ihre Daten genau im Griff haben. Bei der Auswertung ist Polar klar an der Spitze.
Empfehlung: Ambitionierte Läufer die viel Wert auf daten legen.
Herstellerdetails
Mehr Infos zum Polar Vantage V2 findet ihr hier
Transparenzhinweis: Das Produkt wurde mir für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit ist aber keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Tests verbunden.
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