Alle Jahre wieder – und dabei meine ich nicht die Adventszeit, sondern die dunkle Jahreszeit. Noch vor kurzem waren die Tage lang und warm. Man konnte bis spät in den Abend hinein die Trails unsicher machen. Doch plötzlich ist alles anders. Geht’s nur mir jedes Jahr gleich? Aber irgendwie geht mir das immer zu schnell und so stehe ich zumindest einmal im Oktober am Abend auf einem Berg, es ist dunkel und ich habe keine Stirnlampe dabei. Kennt ihr das auch?
Die Vorteile des Nachtlaufs oder „positiv thinking“
Aber im Ernst, irgendwie mag ich das Laufen im Dunkeln. Es hat immer etwas ganz Besonderes. Ich bin dabei gefühlt wesentlich fokussierter, kann mehr auf mich und den Lauf hören und bin weniger abgelenkt. Es ist irgendwie wie ein kleiner Urlaub von den optischen Reizen, denen wir untertags immer mehr ausgesetzt sind. Auch werden dabei andere Sinne mehr geschärft. Vor allem auf technischerem Untergrund muss man viel mehr Gefühl aufbringen, da man ja nicht alles so genau sieht. Das macht aus dem Laufen dann sogar ein wenig Stabi-Training, ohne dass man es so richtig merkt.
Sicherheit im Dunklen
Dieses Thema beschäftigt uns im Dunkeln auf dem Trail natürlich noch mehr als auf der Straße. Hier reichen reflektierende Bänder und gut ist es. Auf einem Trail in der Nacht ist es etwas anders. Ich habe da immer mehr mit als im Sommer. Denn wenn was passiert, kann es deutlich länger dauern, bis man gefunden wird. Zudem sind die Temperaturen im Herbst und Winter ein zusätzliches Problem, wenn etwas passiert.
- Alles dabei: Ich bin im Dunkeln eigentlich immer mit einem kleinen Laufrucksack unterwegs. Mit dabei, das erste Hilfe Set mit einer Aludecke, das Handy, bei einem längeren Lauf noch eine zusätzliche isolierende Jacke und natürlich die Stirnlampe. Ohne die geht’s ja sowieso nicht.
- Gesehen werden: Dazu empfehle ich auch am Trail hellere Kleidung zu tragen. Falls ihr gesucht werden müsst, seid ihr damit leichter zu finden.
- Bescheid geben: Auch ist es gut, jemanden Bescheid zu geben, wohin ihr lauft und eventuell das Live-Tracking eurer Uhr zu nutzen. Damit ist euer Partner immer informiert, wo ihr euch gerade befindet.
- Wissen, wohin du läufst: Aber nicht nur andere sollten wissen, wohin ihr läuft, sondern auch ihr selbst. In der Nacht rate ich vor Experimenten ab, also haltet auch da besser an bekannte Trails.
- Mach langsamer: Im Dunklen können die Trails tückisch sein und auch das Laufen mit Stirnlampe muss geübt sein. Also, vor allem bei den ersten Läufen im Herbst, mit weniger Gas laufen.
- Gefahren meiden: Wählt die Runde im Dunkeln so, dass sie nicht allzu technisch ist. Also Kletterteile usw. sollte man meiden. Auch besonders technischer Untergrund kann gefährlich sein.
Stirnlampen
Das Wichtigste für das Trailrunning im Dunkeln ist die richtige Stirnlampe. Sie sorgt für die nötige Sicht und damit auch für die Sicherheit auf dem Trail. Doch es gibt jede Menge verschiedenste Modelle, welche ist also die Richtige?
- Lumen: Die Lichtstärke ist nicht alles, aber ohne Lichtstärke ist alles nichts. Bei Stirnlampen spricht man von Lumen. Dieser Wert sagt aus, wie hell eine Stirnlampe ist. Doch Achtung, nicht immer stimmt die Lumen-Zahl auch mit der Wirklichkeit überein. Hier gibt es leider bei Stirnlampen keine einheitliche Norm.
- Hell oder heller: Auf der Straße reichen schon 80 bis 100 Lumen. Im Dunklen auf dem Trail ist das zu wenig. Ich würde für Trailrunner etwas zwischen 200 und 800 Lumen empfehlen. Bei den meisten Lampen gibt es verschiedene Helligkeitsstufen, damit kann man die Lampe an seine Bedürfnisse anpassen.
- Lichtkegel: Wie ich schon sagte, sind die Lumen nicht das einzige das Zählt. Vor allem auf dem Trail finde ich den Lichtkegel mindestens genauso wichtig. Wenn eine Lampe die 800 Lumen nur auf einen Punkt knallt, bringt das wenig. Wichtig ist, dass man nicht nur den Punkt vor sich gut sieht, sondern auch das drum herum. Also auch Äste und sonstiges, welche in den Trail ragen können. Mit einer Lampe mit großem Lichtkegel fühlt man sich auf dem Trail sicherer.
- Akku oder Batterie: Hier bin ich klar für den Akku, allein schon aus Umweltgründen. Einen Akku kann ich jedes Mal wieder aufladen und ich habe immer die volle Ladung mit. Zudem ist der Akku meist leichter.
- Passform: Auch ein wichtiger Punkt. Die Stirnlampe muss gut am Kopf sitzen. Also nicht einengen, nicht rutschen oder gar hüpfen. Man sollte eine Lampe deshalb auch anprobieren, bevor man sie kauft. Auch weil man dann merkt, wie die Gewichtsverteilung ist. Bei vielen Stirnlampen ist der Akku hinten und die Leuchteinheit vorne, das ist meist etwas ausgewogener als bei den kombinierten Lampen. Hier tut sich gerade einiges, siehe Petzl Iko Core oder auch die Silva Trailrunner Free (Test folgt)
- Aktuell getestete Stirnlampen: Petzl Swift RL, Silva Trail Speed 4 XT und Petzl Iko Core
Habt Spaß beim Trailrunning in der Nacht
Also habt keine Scheu und macht auch bei Dunkelheit die Trails unsicher. Es ist für mich immer ein schönes Gefühl, vor allem wenn es im Herbst auch noch kühler wird und man dann einsam seine Spuren durch die Nacht zieht. Es ist wie ein kleines, tägliches Abenteuer oder auch eine kurze Auszeit von der hektischen Welt „im Licht“.
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