Zwischen Qual und aktiver Erholung
So richtig locker sehen Markus und Klaus in der Früh auf der Türlwandhütte nicht mehr aus, so ehrlich muss man schon sein. Aber nach vier Tagen und über 330 Kilometern und tausenden Höhenmetern ist das schon ok. Die gute Laune und die Kampfgeist ist aber immer noch derselbe, wie beim Start am Neusiedlersee. Leider musste der Aufstieg auf den Gipfel des Dachsteins aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Sehr schade für Klaus, das wäre sicher eines seiner Highlights bei dem Crossing Austria gewesen. Er nimmt es aber recht gelassen. Zudem wird die übliche Morgenroutine unterbrochen, weil Servus TV für Filmaufnahmen mit dabei ist. Auch das lockert die Situation etwas auf.
Vor dem Start auf die erste deutlich kürzere Etappe mit „nur einem Marathon“, wie Markus beim Frühstück festhält, ist die Stimmung bestens. Es wird wie schon die vergangenen Tage herumgealbert und die Freundschaft der beiden hat offensichtlich noch keinen Knack bekommen. Heute geht’s von der Türlwandhütte bis nach Wagrain, zu Beginn über eine Ersatzroute. Auf der Speisekarte stehen etwa 45 Kilometer und 1500 Höhenmeter bergauf. Es geht heute aber mehr bergab und das mögen die Beine der beiden so gar nicht mehr gerne.
Nach dem Klaus und Markus über die Südwandhütte aufgestiegen sind und den Dachstein etwas unterhalb gequert haben bin ich dann in Filzmoos eingestiegen. Heute konnte ich beide begleiten. Denn sie sind nicht mehr gemeinsam unterwegs. Sie passen Geschwindigkeitsmässig nicht mehr wirklich zusammen. Dass beide ihr Tempo machen, macht aber durchaus Sinn. Markus darf nicht überpacen und Klaus muss etwas schneller laufen, sonst bekommt er mit dem Sprunggelenk Probleme.
Gemeinsam und doch alleine
Beiden kämpfen also ihren gemeinsamen und doch ganz eigenen Kampf bei dem Projekt. Markus geht’s langsamer an. „Ich laufe heute nicht, um etwas zu regnerieren“, erklärt er. Markus ist heute wieder deutlich fitter und besser drauf als noch am Tag davor. Die Bewegungen sind wieder rund und der Schritt kräftig und zügig. So spult er die Kilometer runter und beeindruckt vor allem durch seinen Kampfgeist und seinen Durchhaltewillen.
Nach etwa einem Drittel dann der Wechsel vor zu Klaus. Der die Sache deutlich anders angeht. Er läuft, zwar nicht mehr ganz so lockern, aber er läuft und das ist ihm auch wichtig. Als ich kurz ein paar Schritte gehe, um zu sehen, wo ein weiterer Betreuer bleibt, kommt gleich die Ermahnung: „Gegangen wird nicht.“ Natürlich mit einem Augenzwinkern, denn verbissen ist auch Klaus nicht. Doch seine Kraft und Ausdauer ist schon irre. Bei einem Anstieg kurz vor Wagrain mit gut 250 Höhenmeter musste ich wirklich schauen, dass ich noch dranbleiben kann. „Mir geht’s einfach besser, wenn ich laufe“, lacht er zu mir rüber.
Bergab ist es aber auch für Klaus schon ein harter Kampf geworden. Ein Sprunggelenk und die Beinhaut am Schienbein ist etwas beleidigt. Das bremst ihn bergab enorm aus. Aber sobald wir dann nach Wagrain rein laufen, ist er wieder kraftvoll wie am Start. Und, dass viele Wege nach Rom führen, zeigt dann Markus, der nur gut eine Stunde später in Wagrain ankommt. Auch wenn sie nicht nebeneinander unterwegs sind, das Ziel ist ein gemeinsames und der Aufstieg auf den Glockner wird auch zusammen erfolgen, bis dahin müssen aber beide ihren Weg finden um das Projekt erfolgreich abschließen zu können.
Morgen steht Etappe 6 an, und somit wieder eine etwas kürzere mit 50 Kilometern und „nur“ 560 Höhenmetern. Die Strecke führt von Wagrain bis nach Kaprun. Damit kommt das Ziel wirklich schon zum Greifen nahe und ich bin mir sicher, dass Markus und Klaus dann am Freitag auf dem Glockner stehen werden.
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