Meins, deins, uns allen –
Es ist ein lustiges Phänomen: Sobald man gewisse Wörter auf Facebook & Co verwendet, poppen die Kommentar-Benachrichtigungen hoch. Im Trailrunning gibt es offenbar gewisse Reizwörter und Reiz-Firmen. Eine solche Firma ist der Veranstalter Plan-B, ein Über-Reizwort ist inzwischen UTMB. Der Effekt ist dann immer fast derselbe. Es folgt eine Diskussion über Kommerz, über die wahren Werte im Trailrunning und den Ausverkauf des Sports. Aber warum ist das so? Ich habe mir da mal ein paar Gedanken gemacht. Letztlich aber ist es wohl eine „Besitzfrage“.
Trailrunning entwickelt sich. Von einer Nische in einen Trend und ist, aus meiner Sicht, gerade auf dem Sprung vom Trend zum fixen Sport. Die Zeiten, in denen man als Trailrunner alleine durch seine pure Anwesenheit am Berg Eindruck schinden konnte ist ziemlich vorbei, also aus der Nische sind wir schon längst heraussen. Doch vor allem mit dem aktuellen Standort „Trend“ und der Weiterentwicklung haben viele so ihr Problem.
Ja, der Sport wächst, ja, der Sport wird kommerzieller, ja, der Sport findet auch im Mainstream Beachtung und es wird sogar schon für branchenfremde Produkte damit Werbung gemacht. Aber ist das per se schlecht? Ich finde nein, denn es ändert weder „meinen“ Sport noch die Art, wie ich ihn ausübe und auch nicht meinen Zugang. Ich bin Trailrunner, weil ich es genieße, in der Natur zu laufen. Ich liebe die Bewegung und die Berge. Das alles ändert sich nicht, wenn mehr Leute Trailrunning ausüben und schon gar nicht, wenn mehr Firmen Trailrunning für sich als Geschäftszweig entdecken.
Im Gegenteil, ich profitiere davon. Nicht weil ich mehr Testprodukte bekomme, sondern weil für mich als Trailrunner die Auswahl größer wird. Die Entwicklung wird vorangetrieben und das Angebot auch in den Tourismus-Destinationen wird besser. Wäre ich einer von wenigen aus einer Nische, gäbe es das alles nicht. Natürlich ist es nicht immer schön, wenn ich dann auch meine Trails mit anderen teilen muss. Aber letztlich freut es mich, dass auch anderen etwas Gewinnendes in dem Sport finden, den ich so mag. Wer nur dem Trend nachspringt, wird es eh nicht lange machen. Das gilt sowohl für die Hersteller als auch die Neo-Trailrunner. Wer es nicht ernst meint, wird auf den Trails bald schon wieder nicht mehr zu finden sein.
Für mich spricht nichts dagegen, wenn Firmen, Veranstalter, Touristiker usw. mit Trailrunning auch Geld verdienen wollen. Ich muss nirgends mitmachen. Denn „mein“ Sport braucht nur ein Paar Schuhe, ein paar Klamotten und die Trails. Grundsätzlich bräuchte ich keinen Veranstalter, keine Tourismus-Destination und keine Firma, die mir sagt, was ich konsumieren soll. Aber ich genieße es, die Auswahl zu haben, sollte ich dann doch bei einem Event teilnehmen wollen oder auch die Auswahl bei Schuhen. Und auch hier ist es wieder meine eigene Entscheidung, für welchen Event ich mich entscheide, für welchen Hersteller oder für welche Destination.
Was ich damit sagen will: geht raus und lauft, anstatt euch über „teure“ Startgebühren (was auch immer teuer ist), zu viele Schuhhersteller (was auch immer zu viele sind) oder zu viele Trend-Nachläufer (wer auch immer bestimmt, wer ein solcher ist) ärgert. Trailrunning ist für alle da, es gehört nicht einem Einzelnen. Aber der Einzelne bestimmt, was er draus macht.
Lieber Harald, das hast du sehr gut geschrieben und mir auch aus der Seele. Ich liebe es in der Natur zu laufen! Und ehrlich, ich finde es super, wenn ich anderen Trailläufern begegne. Es sind schon tolle Gespräche und auch Freundschaften in den letzten Jahren daraus entstanden. Es wird immer Menschen geben, die etwas finden um sich über etwas aufzuregen, die zu ignorieren ist nicht immer leicht. Aber wie du sagst, jeder muss für sich selbst entscheiden was er tut und warum. Ich hab bei Bergläufen schon Menschen getroffen, die sich darüber aufgeregt haben, dass es bergab ging (für einen Kilometer oder so), einfach lächerlich.
Ich versuche darüber zu stehen, und auch das Positive in der Entwicklung des Sports zu sehen. Ich bin gerne bei Veranstaltungen, aber trotzdem auch mal wieder gerne alleine im Wald unterwegs. Wie es gerade passt, und es ist doch schön, dass man sich das aussuchen kann!
LG aus Kärnten 🙂
Hallo Astrid
Danke, das freut mich zu hören. Ja genau diese Kontakte und Bekanntschaften sind auch ein wichtiger Teil des Trailrunning und macht auch einen großen Unterschied zum normalen Laufen finde ich.
Das positive zu sehen ist eine sehr gute Einstellung von dir.
LG Harald
Sehr schön geschrieben. So offen sehe ich es auch und ich würde mich freuen mehr Trailläufer zu treffen. In den letzten Jahren sind mir außerhalb von Wettkämpfen lediglich 3 Trailläufer begegnet. Ich frag mich, ob die sonst auf der Straße oder dem Laufband trainieren oder aber Wettkämpfe ohne Vorbereitung laufen?