Endlich, endlich ist Saucony auf den Trail gekommen. Die Amerikaner haben bisher das Trailrunning nicht so wirklich in den Focus gestellt, und das obwohl sie mit dem Xodus und dem Peregrine schon seit Jahren zwei ausgesprochen gute Trailmodelle im Programm haben. Nun hat Saucony an der Produktpalette gefeilt und den Koa auf den Markt gebracht.
Dabei setzt Saucony auf ein spannendes Konzept. Sie schicken ein Modell in zwei Ausführungen ins Rennen. Und noch dazu, haben sie den Trend erkannt und bieten mit dem Koa TR (292g) einen Einsteigerschuh, also sozusagen von der Straße auf den Trail. Deutlich gröber kommt sein Zwillingsbruder, der Koa ST (292g) daher. Bei näherem Hinsehen zeigen sich dann aber doch größere Unterschiede bei den Brüdern.
Der erste Eindruck
Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass der Koa TR mit einer normalen Schnürung geliefert wird, der Koa St mit einem Quicklace System. Dieses ist bei Saucony ganz neu wie zudem die extrem unterschiedliche Außensohle. Der ST hat grobe Stollen, der TR ein recht feines Profil. Beide sind Saucony typisch hervorragend verarbeitet. Kaum Nähte, fast alles sauber geklebt. Auffällig auch der „Flexfilm“ am Mittelfuß, der diesen fixieren soll. Auch das Obermaterial ist beim ST deutlich robuster ausgeführt.
Die Passform
Bei der Passform sind sich die beiden Brüder noch am ähnlichsten, wobei der ST etwas strammer sitzt. Das ist aus meiner Sicht auf das Quicklace System zurückzuführen. Generell würde ich sie beide aber als komfortabel und für normale bis breite Füße geschnitten einstufen. Der TR lässt sich mit der normalen Schnürung gut anpassen, aber auch die Quicklace steht dem in nichts nach. Einen Unterschied würde ich hier nicht erkennen. Der Fersenhalt ist gut, das ist vor allem auf diesen Beweglichen „Flexfilm“ im Mittelfußbereich zurückzuführen.
Die Sohle
Bei beiden Brüdern kommt die „Everrun“ Zwischensohle zum Einsatz. Sie dämpft sehr gut und gibt Energie zurück. Für Saucony typisch sind die 4mm Sprengung. Doch damit hat es sich nun schon mit den Gemeinsamkeiten. Der TR hat ein sehr feines, flaches Profil, der ST Hingegen hat 8,5mm lange Stollen, die quer angeordnet sind. Das merkt man auch beim Anprobieren, der ST bietet durch die Stollen noch etwas mehr Dämpfung. Sonst sind beide sehr ausgewogen abgestimmt, nicht zu weich, aber auch nicht zu hart.
Auf der Strecke
Und nun haben die beiden Koa´s wirklich gar nichts mehr gemeinsam. Der Charakter der beiden Schuhe ist auf dem Trail ein völlig anderer. Der TR läuft sich sowohl auf Asphalt als auch auf Schotterstraßen sehr gut. Er ist sehr lauffreudig und rollt leicht ab. Wenn’s aber in schwierigeres Gelände geht, kommt der TR schnell an seine Grenzen. Das Profil bietet hier zu wenig Grip und ist sofort zu. Ganz anders der ST. Er liebt es tief und matschig. Dann graben sich seine Stollen in den Boden. Egal ob weicher Waldboden, Matsch oder auch Schotter. Der ST steckt richtig was weg. Die Lauffreude geht dadurch aber nicht verloren. Dank der 4mm Sprengung sitzt man tief im Schuh und hat das Gefühl, nicht so weit vom Boden weg zu sein. Lediglich auf nassem Stein und auf feuchten Wurzeln kommt auch der ST an seine Grenzen.
Fazit
Die beiden Koas brauchen sich vor ihren Geschwistern Xodus und Peregrine nicht zu verstecken und das Konzept von Saucony geht voll auf. Der Koa TR ist ein sehr guter Einsteigerschuh für alle die gerne mal ab und zu auf die Trails schnuppern wollen. Dafür kann er aber auch gut auf der Straße, er mag’s also gerne sanft und gemischt. Für eine Waldrunde mit viel Schotter ist er der ideale Begleiter. Der Koa ST ist dann wirklich ein richtiger Trail Schuh fürs Grobe. Vor allem mit seinem Profil krallt er sich in den weichen Boden uns sorgt für Grip ohne Ende. Dazu kommt noch die Lauffreude eines Straßenschuhes bei beiden Modellen. Doch sie haben ihre Grenzen, wenn es alpiner wird, ist vor allem der Seitenhalt nicht mehr gut genug, in schrägem Gelände rutscht der Fuß leicht zur Seite. Und auch der Schutz vor spitzen Felsen ist nicht ausreichend. Auch wird der ST durch den hohen Stand hier etwas schwammig. Generell lassen beide Modelle etwas das Gespür für den Untergrund vermissen.
Aber wie gesagt, da gibt es ja die beiden großen Brüder. Die Koa Modell sind hingegen die idealen Einsteigerschuhe und für alle, die nicht nur auf dem Trail unterwegs sein möchten. Und hier eben ja nach Gusto, entweder auf Schotter oder eben im Matsch. Auch der Preis ist Einsteigerfreundlich mit 120 Euro für den TR und 140 Euro für den ST. Wer übrigens den Salomon Speedcross mag, wird den Koa St lieben.
Mehr Infos zu Koa ST und Koa TR findet ihr hier
Die Schuhe wurde mir von Saucony Deutschland zum Testen zur Verfügung gestellt.
Hallo Harald,
ich bin eben auf deinen Beitrag hier gestoßen und hätte mal eine Frage dazu. Ich bin Wanderer und hatte dieses Jahr zum testen die Altras Lone Peak mit 0mm Sprengung. Super Schuhe, bequem und viel Platz durch die Zehenbox. Doch leider ist es wohl so, das der Sprung von normalen Schuhen mit 8 / 10 mm Sprenung auf 0 mm Probleme verursacht. Bei einer einwöchigen Tour Knieprobleme und bei eintägigen langen Touren (+40km) kommt die Achillessehne…
Deshalb suche ich Ersatz und bin auf die Koa TR gestoßen da diese wohl auch einen größeren Zehenbereich haben. Haben den die ST auch? Hast du diese Breite gespürt? (wird im Beitrag nicht erwähnt)
Hast du noch einen Tipp für einen Schuh mit solcher “Fussbox”?
Vielen Dank dir im Voraus..
Bert